Vernissageansprachen

Edit Horvath und Doris Althaus
18.11. - 10.12.2017

«Layers and Emotions»
Schichten und Gefühle
Eva Buhrfeind
anlässlich der Vernissage
              zur Ausstellung im NäijereHuus, Hersiwil
                                                                                
«Layers and Emotions», ein eher programmatischer Titel, der nicht nur die Arbeitstechniken und Bildentstehung beider Künstlerinnen beschreibt, sondern eben auch die Erfahrungswerte, die Eindrücke und Impressionen umfasst, die sich in den individuellen schöpferischen Arbeiten schichten und aus denen die Geschichten wachsen und sich entwickeln. Getragen von den jeweiligen Gefühlen des Erlebens und des künstlerischen Verarbeitens bilden sie dabei eine kreative Synthese.

Edit Horvath
Edit Horvath reist gerne und gern ins Ausland, vor allem in fernere Länder und fremde Kulturen. Hier findet sie ihre Inspirationen in den Facetten, Farben und Formen und Lebensstrukturen. So wie vor etlichen Jahren auf einer Reise nach Tansania. Sie hat im Busch gelebt, die vielen Lehmhäuser, die Erde, die abbröckelnden Wände, die fremdartig schöne Kultur brachten ihrem malerischen Schaffen eine nachhaltige wie radikale Wende: Edit Horvath fand von der figürlichen zur abstrakten Malerei – die an die vielschichtige Archäologie gelebter Zeiten und Lebens- und Empfindungswelten erinnert.
Den Ausgang einiger hier im NäijereHuus gezeigten Arbeiten, die stellvertretend für ihre Malerei stehen, in Acryl und Mischtechniken bildet eine Reise nach Kuba. Kuba, das ist noch immer eine lebendige, aber abbröckelnde Kultur mit alten historischen teils verrottenden Gebäuden, die vom kolonialen Reichtum und kommunistischen Zerfall erzählen. Auch Edit Horvath war fasziniert von der Vielschichtigkeit der Gebäude und den wunderschönen Farben, den pathetisch zerfallenden Häuserfassaden mit den bröckelnden und abblätternden, rissigen Wänden, zigmal ge- und übertüncht im Flickwerk ineinander wachsender Schichten. Ganz den inneren Welten von uns Menschen ähnlich, wenn manches abbröckelt, anderes hervordrängt, sich die Schichten unserer Bilder und Gefühle überlagern und durchdringen.

Edit Horvath fotografierte die Hausfassaden, um dann im Atelier in Mischtechnik auf Leinwand ihre Versionen mit Farbe und Material im Bild auszudrücken, neu lesbar zu machen, universell und kulturell nachwirkend zugleich.
Und Mischtechnik, das heisst bei ihr unter anderem Acrylfarben, verschiedene Strukturpasten und Materialien, Gefundenes, farbige Spachtelmasse, Rostpatina und heisser Wachs für die Tiefenwirkung. Und so komplex wie diese kubanischen Wände und Fassaden im Laufe der Zeiten übermalt und überdeckt sind – manches ist kaschiert, andere Schichten brechen wieder durch – so entstehen bei Edit Horvath diese Wandbilder später im Atelier.

Wie überhaupt das Thema Mehrschichtigkeit ihre malerische Intention bestimmt, diese Mehrschichtigkeit ihrer Wahrnehmungen, der inneren Welten, Gefühle und Empfindungen, die sich übereinander lagern, abgetragen werden, neu fügen.
Schicht um Schicht, Farbe um Farbe, Textur um Textur im Wechsel von Auftragen und Abtragen, Materialität und Immaterialität, von substanziell und kreativ, wirkt alles ineinander, wenn sie dem jeweiligen Muster folgt, sozusagen künstlerisch als Bild neu nach eigener Erkenntnis aufbaut, dabei ganz aus sich heraus malt, aus dem inneren Gefühl der Erinnerungen und Phantasie.
Die Realität gibt die Anregung, die Malerei gibt die Freiheit der Abstraktion. Und dennoch, man spürt die magischen Momente und Eindrücke, verwandeln sich das unmittelbar Erlebte, die unerschöpflichen Anregungen in den malerischen Situationen zu einem künstlerischen Erforschen und Vertiefen der Stimmungen und Botschaften – die sich in den Hausfassaden ebenso finden wie in ihrer Malerei, wie in der Künstlerin selbst.
Aber alle ihre Arbeiten sind künstlerische Episoden, malerische Projekte vielleicht. Denn nach Ende einiger Ausstellungen hat Edit Horvath jeweils das Bedürfnis, neue Ideen zu entwickeln und in ihren Werken andere Themen aufzugreifen. Wir können gespannt sein, auf welche Bilderreise sie uns mitnehmen wird.
Die 1967 in Budapest geborene Künstlerin Edit Horvath, sie ist ausgebildete biomedizinische Analytikerin, zog 25-jährig in die Schweiz. Sie besuchte unter anderem die Kunstgewerbeschule in Zürich. Edit Horvath ist eine vielseitige Frau, sie hat verschiedene Galerien und Ateliers eröffnet, liebt Afrika und hat mit Andreas Knecht, Schriftsteller und Lebenspartner, ein durchaus originelles Kochbuchprojekt «Köstliche Insekten» herausgebracht, ein weiteres Buch über köstliche Insektenpralinen ist in Planung. Zurzeit wohnt und arbeitet sie in Basel und Olten, mit dem Atelier in Olten.

Doris Althaus

Das zentrale Thema der Solothurner Keramikkünstlerin Doris Althaus ist die menschliche Figur. Aus körnigem Steinzeugton modelliert sie uns eine erzählerische und in den szenischen Gruppenbildern bewegte Welt feinstimmiger Haltungen und poetischer Momente – dabei ganz vertraute Szenen familiärer oder kollektiver Art, wie wir sie alle erlebt und durchlebt haben.
Ihre erste Begegnung mit dem Material Ton hatte Doris Althaus bereits in ihrer Kindheit. Geblieben sind bis heute die Faszination und Freude am Formen mit Ton. Das Material hat bis heute seinen Anteil am gestalterischen Geschehen, bewegt sich doch der Ton in seiner Materialität zwischen Zufall und Konzentration, und führt so manchmal die Künstlerin zur Figur. Mit der Auswalz- und Aufbautechnik erschafft Doris Althaus ihre Figuren, arbeitet dabei von innen nach aussen, so wie sie auch ihre eigenen Bilder und Inspirationen von innen nach aussen in diesen Menschenwesen ausformt und auslebt.
Bekannt geworden ist Doris Althaus durch die sanftmütigen Mädchen und verträumten Frauen, zartfarben gekleidet mit originellen Frisuren, melancholischen Augen, die der Gestaltung einen Raum geben und Anregung für Geschichten und Assoziationen bieten. Doch so wie die Menschen sich wandeln und verändern, so wandeln und reifen auch die Figuren von Doris Althaus in ihrem künstlerischen Dasein zu schönen Frauen und eigenwilligen Menschen. Und auch die gleichermassen sorgfältig gearbeiteten Figurengruppen wirken durch die vertiefte, sensible Betrachtung menschlicher Vielseitigkeit, mit den dezenten Veränderungen im Ausdruck, in den Haltungen, den feinen Betonungen der Gemütsfacetten und Beziehungen. Zudem arbeitet Doris Althaus mit effektvollen Details, verarbeitet nun Porzellan in die Oberfläche, für eine angriffige Wahrnehmung der anekdotischen Figurationen.
Aber, ob nun als sinnbildhafte Einzelfiguren in der sinnlichen Farb- und Formgebung, ob in den familiären und alltäglichen, uns vertrauten Situationen, sie alle spiegeln in der lebendigen Körpersprache, in den Gebärden und der Mimik vielschichtige Gefühlswelten wider. Dramaturgisch verwandelte Anekdoten, mit denen sich der Betrachter identifizieren, hineinversetzen soll und kann.
Die ausgebildete Keramikerin Doris Althaus mit eigenem Atelier in Solothurn zeigt hier Figurengruppen, lebensgrosse und kleinere Ganzkörperfiguren. Faszinierend sind die Figuren, wenn sie vom Raum Besitz ergreifen, so als wären sie lebendig und nicht aus Ton geschaffen. Die Details sind fein ausgearbeitet, und doch wirken die formalen Betonungen schlicht, charakteristisch, ja auch anmutig im stilisierten Ausdruck – und lassen nachvollziehen, warum jedes ihrer Arbeiten ein Liebhaberobjekt ist.
Die Inspirationen für ihre Skulpturen zieht Doris Althaus aus alltäglichen Situationen, zufällige Sujets, die sie erlebt, beobachtet hat, kleine Geschichten um Menschen, kurzweilige Begebenheiten und zwischenmenschliche Stimmungen, spontan gesehen, irgendwo im Alltag erlebt, die sie aufnimmt, mit sich herumträgt, sich als neue Szenen vorstellt, auch denkt sie sich neue Episoden aus, um sie dann in Ton zu neuem Leben und neuen Geschichten zu erwecken: Aber, nicht die erlebte Wirklichkeit ist wirklich, sondern die sich daraus entwickelnden variationsreichen Imaginationen. Wichtig ist ihr, vor allem in den Gruppen, sie sollen leben, sich bewegen, erzählen, den Betrachter mit einbeziehen in ihre ganz eigene Realität.
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Daniel Infanger, Irene Aregger, Markus Weiss
13.01. - 01.02.2017


Fotoausstellung Galerie NäijereHuus Hersiwil

Diese Fotoausstellung, die vom 13.Januar bis 1. Februar 2017 dauert, ist von einmaliger Qualität. Man erlebt die Welt der Fotografie im Bereich der Kunst auf eine eindrückliche und berührende Art. Alle drei Kunstschaffende, Irene Aregger aus Olten, Daniel Infanger aus Basel und Marki Weiss aus Horw, zeigen Bilder von grosser Ausstrahlung und viel künstlerischer Kraft.

Irene Aregger befasst sich mit dem Thema Baum-Baumlandschaften. Man erlebt beim Einstieg in den oberen Raum und im hinteren Raum in der Galerie Fotos, die von Bäumen erzählen, die alle ihre besondere Geschichte haben oder landschaftlich in einem ganz bestimmten Zusammenhang stehen. Es gibt alte Bäume der Aare entlang, die heute zum Teil gefällt sind, dies wegen den Uferveränderungen, aber auch Bäume, die einzel gleich einer Skulptur im Walde oder auf einer Wiese stehen. Sie besitzt ein Auge für Feinheiten, für zarte Lichtspiele, ob sie nun in Schwarz Weiss arbeitet oder in Farben, immer erkennt man Baumobjekte von unglaubliche Schönheit und Eigenwilligkeit. Ihre Baumbilder erzählen Geschichten und zeigen auf, wie kreativ Fotokunst sein kann, wenn man sie beherrscht.

Daniel Infanger präsentiert seine Arbeiten in Schwarz Weiss, zwei grosse Bilder und eine Reihe kleinerer, und alle zeichnen sich durch Originalität und innere Schönheit aus. Das grosse, abstrakt wirkende Bild zu Beginn der Ausstellung in der Galerie im ersten Stock präsentiert eine Landschaft zwischen Himmel und Erde, ein weiteres, ebenso grosses Bild zeigt ein Farnkraut , übergross in all seinen Feinheiten. Die kleineren Blätterbilder wirken wie vom Winde zart bewegt und fesseln durch ihre Lebendigkeit.  Er ist ein Fotokünstler, der sein Metier versteht, und mit dem Licht und Schatten sehr subtil umgehen kann, der die Klarheit der Aussage liebt und doch den Betrachter mit feinen Veränderungen zum Träumen bringt. Er liebt das Besondere, Dinge ausserhalb der Norm, des Gewohnten.

Der Dritte im Bunde Marki Weiss präsentiert farbige Grossbilder, die in ihren abstrakten Formulierungen von grossem Zauber sind. Ob wir eine Baumreihe erkennen oder in  den Farben des Herbste schwelgen, Wasser erleben, seine abstrakten , aber auch die figurativeren Motive sind von einmaliger Aussagekraft. Man taucht ein in Welten aus Bewegung und Farben, aus Licht und Schatten. Bald sind es helle Räume, dann blaue, oder dunkle mit farbigen Markierungen, immer geht man der Bewegung , dem besonderen Farbenspiel auf die Spur, sucht nach Formulierungen und spürt, dass da einer mit seiner Kamera Stimmungen, Fragmente einfangen kann, die in sich einmalig sind. Strukturiertes und Emotionales gehen ineinander über , man verliert sich in diesen Farbräumen und erkennt die ganze Schönheit natürlicher Prozesse.

Es ist dies eine Fotoausstellung von grosser künstlerischer Aussagekraft. Man erkennt, dass die heutige Fotografie ihren Zauber hat, dass sie zur Kunst wird in einem selbstverständlichen Ausmass, wenn man es versteht, mit der Kamera umzugehen, den Augenblick einzufangen, mit Licht und Schatten zu spielen, mit Konturen, Markierungen und wunderschönen Farbgebungen. Diese Ausstellung ist in sich ein besonderes Ereignis.

Madeleine Schüpfer


Reto Hartmann, Rosmarie Martin, Walter Widmer
2. bis 21. Dezember 2016

Vernissage
Oskar Fluri
Gedanken zur Ausstellung

Wäre das hier nun eine „Vernissage“ im ursprünglichen Sinn, so würden jetzt
Georg Schmid und Manfred Lischer – die beiden haben diese Ausstellung ja gehängt – jetzt und hier in diesem Moment live mit einem breiten Pinsel den Firnis , französisch Vernis, also den Schlussanstrich als Schutzschicht über jedes Bild legen. Nach dieser „Vernissage“ kann am Bild nun nichts mehr verändert werden. Wir würden mit einem Glas Wein in der Hand als Mitglieder der Kunstakademie oder als geladene Gäste im Louvre herumspazieren, uns amüsieren und die Bilder, bzw. die Arbeit von Georg und Manfi kritisch und fachmännisch beurteilen. Fach-männisch, weil Frauen da im 18. Jh. keinen Zugang hatten. Im 19. Jh. durften sie dann in einzelnen andern Salons in Paris sogar ausstellen, so wie Rosmarie heute hier im NäijereHuus.

Zur Vernissage der Ausstellung von Frau Rosmarie Martin, Reto Hartmann und Walter Widmer begrüsse ich sie alle herzlich.

Nach der Revolution durften am alljährlichen „Salon de Paris“ auch Künstler ausstellen, welche ausserhalb der staatlichen Akademie standen.
Stellen wir uns mal vor, Reto hätte damals eines seiner Nacktfrauenbilder. „Akt in Rot“ zum Beispiel, an den „Salon de Paris“ zur Aufnahme in die Ausstellung  eingegeben. Damit hätte er garantiert sicher einen veritablen Skandal ausgelöst, etwa so wie Edouart Manet 1865, mit seinem Bild der Olympia, die er als Prostituierte mit seiner schwarzen Dienerin dargestellt hatte. Ein Riesenskandal!
Die „Schwebende St. Ursen Kathedrale Öufi“ von Walter wäre damals wohl auch
im „Salon des Refusés“ gelandet. Die Surrealisten lassen grüssen.
Die  „Blaue Frau mit den Schmetterlingshaaren“ von Rosmarie wäre wohl auch nicht ausgestellt worden. Von solchen Phantasiewelten, oder gar von einem Magischen Realismus konnte die gestrenge Jury noch nichts wissen.
Zum Trost: Paul Cézanne, Van Gogh und Monet wurden vom Salon auch abgelehnt...

Dieser dogmatische Akademismus hat sich überholt. Über die ganze Zeit der Moderne hat man sich schrittweise davon gelöst. Nun muss sich der einzelne Künstler selber Regeln geben und einen Weg finden in der Konfrontation und Auseinandersetzung mit der Ästhetik unserer Zeit und unserem Zeitgeist.
Und das ist nicht einfach.
Auch im NäijereHuus gibt es eine Art Selektion. Georg Schmid hat sicher so seine Kriterien für das Kuratieren der Ausstellungen.

Für diese Ausstellung war vielleicht die Gegenüberstellung ein Prinzip:
Da werden verschiedene Darstellungsmittel und Techniken, unterschiedliche Gestaltungsabsichten und Stilrichtungen einander gegenübergestellt.
Das macht diese Ausstellung zusätzlich spannend. Man muss den eigenen Blick, die eigene Sicht immer neu einstellen.
Alle drei Kunstschaffenden setzen sich mit dem Gegenstand, mit dem Gegenständlichen auseinander.
Das ist das verbindende Element in dieser vielfältigen Ausstellung:

In den Bildern von Rosmarie Martin wird der Gegenstand abstrahiert dargestellt. Daraus werden Zeichen, eine Art Traumsymbole. Die Keramik-Bilder mit ihren goldenen Rahmen wirken wie Fenster, durch die man einen Blick in eine andere, in eine märchenhafte Traumwirklichkeit werfen kann.

Walter Widmer verfremdet die Gegenstände, die Realität. In seinen Bildern hebt er manchmal die physikalischen Gesetze einfach auf und schafft neue Sinnzusammenhänge. So kreiert er mit den Gegenständen neue Welten. 

In Reto Hartmanns Werken ist die Absicht, den Gegenstand möglichst wirklichkeits-getreu darzustellen deutlich spürbar. Wenn man will, kann man die Malereien als „Fotorealismus“ etikettieren. Fotos werden neu interpretiert.

Retos Schaffen begegnete ich im Zusammenhang mit unserer gemeinsamen Arbeit an den Bühnenbildprojekten Musikal Deitingen und Sommeroper Selzach.
Unglaublich detailgenau wie ein Uhrmacher, ja fast akribisch könnte man sein Arbeiten charakterisieren. Dazu kommt Beharrlichkeit und eine unendlich scheinende Geduld. So habe ich Reto erlebt. Seine Tusche-Illustrationen in Punkttechnik sind dafür Beleg genug. Seine gepünktelten Geburtstagskarten erstaunten mich als Erstes, zusammen mit seinen Reimen.
Den Aktbildern begegnete ich zum ersten Mal in seiner Ausstellung in Lüsslingen vor ein paar Jahren. Wiederum war ich erstaunt. Auch etwas befremdet. Es ging mir mit diesen zum Teil sehr direkt wirkenden Körper-Darstellungen ähnlich wie mit den Fotografien von Helmut Newton, dem berühmten Mode- und Aktfotograf: Angezogen und befremdet zugleich, eine Doppelebene zwischen Zurschaustellung von Oberfläche, Glamour, Reiz und Dekadenz.
Vor der jetzigen Ausstellung besuchte ich Reto in seinem Atelier. Von Neuem war ich überrascht. Ich erwartete ein Kabinett voll von sinnlichen, heissen Frauen.
Da standen nun aber die farbigen Reisebilder. Es sind Bilder, die einen irgendwie anziehen und zu interessieren vermögen, nur auf einer ganz anderen Ebene. Man kann sich beim Betrachten Geschichten ausdenken. Man kann sich auf eine Reise begeben. Man kann sich Gedanken machen zu unserer bewegten Welt.
Man kann sich faszinieren lassen von der wunderbaren Farbigkeit der Malereien und deren malerischer Qualität.
Reto erzählte mir ausführlich von seiner Reise, 800 km quer durch Thailand und von seiner Reise nach Indien. Da haben sich in seinem Kopf unendlich viele Eindrücke und Erlebnisse abgespeichert, und dies nicht nur digital.
Die Vorlagen für die Malereien sind eigentliche Touristenfotos. Die Sicht des Touristen ist in den Bildern ja auch thematisiert.
Ich spüre irgendwie, dass Reto während den unendlich vielen Stunden des Malens
all die abertausend Fotos seiner Reisen unbewusst in diese Bilder eingearbeitet hat. Die Bilder sind so etwas wie ein „komprimiertes Konglomerat“ geworden. Das Malen wurde für ihn zu einer neuen Reise, zu einer Bilderreise zurück in die Erinnerung und vorwärts hinein in die neuen Bilder. Es braucht eine grosse Lust am Malen, am Umsetzen und Ergänzen der Vorlage, am Gestalten, um solche Bilder zu schaffen. Tausend Farbtöne , Fleck neben Fleck.
Malen hat viel mit „Grüble“ zu tun, einsam „Öppisem nochegrüble“. Bilder und Vorstellungen gehen einem durch den Kopf, auch Visionen, Vorstellungen, wie das Bild dann schlussendlich aussehen soll, wie es wirken soll, was es vermitteln, transportieren soll. Und wie sich die Bilder dann an der Ausstellung als Reihe in der Galerie ausnehmen werden. Eine Sauarbeit, eine Saugrübelarbeit.

Und das alles gilt natürlich für alle drei Beteiligten an dieser Ausstellung.
Man stellt als Künstler ja nicht einfach nur Bilder aus. Man hängt einen Teil von sich selbst an die Wände der Galerie. Die drei Künstler haben sich hier einem Publikum ausgesetzt, uns. Das Näijerehuus-Publikum ist keine Jury des „Salon de Paris“ oder einer Bienale.
Und dennoch: Wenn man es wagt, sich als Person so vielen kritischen Blicken auszusetzen, ist das an sich schon bewundernswert.

Herzlichen Dank an die Künstlerin und die beiden Künstler für den Mut.
Vielen Dank an die Galerie für die schön gestaltete Ausstellung.




Beat Breitenstein und Alfred Samuel Maurer

Aus der Vernissage-Ansprache von Jean-Pierre Gerber (Biel):
„Le regardeur fait le tableau.“ sagte der französische Kunstkritiker M. Onfray. Ich bin mit ihm einverstanden. Ich versuche trotzdem etwas zu sagen, etwas ganz Persönliches zu den beiden Künstlern. Beide gehen mit grossem Eifer ans Werk. Immer wieder beginnen, immer wieder erforschen, immer wieder mit künstlerischer Arbeit das ausdrücken, was sie gerade beschäftigt: Auf der Suche nach dem, was immer und überall wahr ist. Aber beide verwenden ganz unterschiedliche „Medien“, um mit ihren Fähigkeiten ihre Anliegen auszudrücken.

Bei Beat ist es Eichenholz, das er mit schlafwandlerischer Sicherheit und viel Können in Stelen, Reliefs und Installationen verwandelt. Nichts ist zufällig, alles ist genau geplant, gestaltet, bemalt und oxidiert. Schöne, wohlproportionierte Skulpturen und Reliefs tragen die Spuren der Bearbeitung mit der Motorsäge und ein mit Kreide gesetztes Zeichen, ein Rechteck, manchmal andeutungsweise, manchmal klar abgegrenzt - eine geheimnisvolle Schrift.  Er macht mir Mut, dass ich mein Umfeld selber gestalten kann und darf, bis es mir gefällt. Ich werde aufgefordert, mein tägliches Umfeld neu zu betrachten und zu durchleuchten.

Nach einer Rückenoperation ist Alfred gezwungen, sich zu schonen. Aus „Zwang“ greift er deshalb zum Fotoapparat. Er findet Motive im Garten von „Rosinli“, dem Garten seiner Freundin. Er  schafft subtile Fotoüberlagerungen, „Gartenfarbbilder“. Scharfe und unscharfe Fotos von alltäglichen Objekten (Blumen, Sackkarren, Stewi, ...) überlagert er, überlagert auch die Farben bis hin zum Schwarz. Er präsentiert sie in einer Art Guckkästen, die mich zum Träumen veranlassen. Eine Reminiszenz an die Romantik, nicht ohne Ironie und mit einer gewissen Distanz zum Geschehen in der heutigen Welt. Das lese ich als Wahrheit aus den „Fotos“.

Zusammenfassung: Georg Schmid

Dauer der Ausstellung: 11 bis 27.11.2016
Öffnungszeiten: Sa/So 14 – 17, Mi 15 – 18, Fr 18 - 20


Meine Damen und Herren
Ich freue mich, dass Sie da sind.
Besonders freue ich mich für die Kunstschaffenden. Denn was wäre Kunst ohne den Betrachter, der Künstler, die Künstlerin ohne die Begegnung mit dem Betrachtenden.
Als ich mir Gedanken zur Ausstellung machte, bin ich - eher aus Zufall - in einem Artikel auf einen Satz von Gerhard Richter gestossen:
«Kunst ist die höchste Form von Hoffnung»
Ja, Kunst ist Hoffnung, Kunst ist Neugier, ist Fantasie und Beständigkeit, Erfahrung und Wahrnehmung, zeigt innere und äussere Welten. Kunst ist Freude und Kritik, ist laut oder leise, farbig oder schwarzweiss, schön oder widerständisch. Kunst erzählt, schafft Verbindungen oder steht autonom für sich als reines Ausdrucksmittel von Farbe und Form.
Kunst ist immer ein Zeichen und Ausdruck einer Zeit, Kunst reagiert auf Stimmungen und Empfindungen, auf Orte und dahinter liegende Geschichten, auf eigene Bilderfahrungen und die Seherwartung der anderen. Die Bildsprachen, die formalen Mittel sind dabei individuell, sind frei, scheinen oftmals unerschöpflich, manchmal kryptisch oder abbildend, persönlich oder universell, schöpferisch oder radikal.
Kunst setzt Zeichen, oder um es mit Friedrich von Schiller zu sagen:
«Die Kunst ist eine Tochter der Freiheit»
Womit wir bei dieser Ausstellung angekommen sind:

Morena Pelicano
«Die Kunst ist eine Tochter der Freiheit», ist ein Satz, der zu Morena Pelicano und ihren farbfreudigen und leuchtenden Bildern passt. Denn die Freiheit, mit den Farben das eigene Empfinden widerzuspiegeln, frei aus der Natur heraus mit den Farben zu arbeiten, der Natur, den Blumen, den Impressionen einen neuen «Anstrich» zu verleihen, das ist die künstlerische Intention der Kunstmalerin, Journalistin, Autorin, Fotografin aus Sutz.
Die Farben also als Kraftquelle ihrer malerischen Welt. Die Natur, vor allem Blumen, die für Morena Pelicano das Schönste und Berührendste sind, aber auch Landschaften sind die Inspiration, geben die Eindrücke, Farbimpressionen vor. Doch sie malt nicht einfach formschön ab, sondern sie formt die Blumen so, wie sie sie gerne haben möchte: Sie gibt ihnen ein neues Leuchten, eine neue Geschichte: kraftvoll, expressiv, intensiv, eigen in der Komposition, lebendig und eigenwillig apart. Doch es ist mehr, die Künstlerin lässt den Betrachter teilhaben an der wundersamen Blumenwelt mit ihren vielen stimmungsvollen Farbmomenten.
Und die Landschaften, eigentlich ist die nahe Umgebung ihres Lebensumfeldes, denen die Künstlerin einen neuen eigenwillig-vertrauten Klang verleiht. Denn Landschaften malen ist für Morena Pelicano wie Reisen. Und sie lädt uns ein, mitzukommen in diese positiv stimmenden Momente kreativer Farbpoesien und freiheitlicher Bildbetrachtung.
Für Morena Pelicano ist das Stück Leinwand der letzte Raum der Freiheit.  Freiheit, das zu malen, was sie erlebt, gesehen, empfunden hat; allein das Format gibt dem Spachtel und dem Pinsel, der malerischen Ausdruckskraft eine Grenze vor. Stets «farbig und fröhlich», wie die Künstlerin selber ihre Malerei beschreibt.
Morena Pelicano ist seit Jahren kunstbegeistert. Ihr Weg führte sie über die Schwarz-Weiss-Fotografie zur Malerei. So erhielt sie vor einigen Jahren Gelegenheit, zahlreichen Kunstschaffenden über die Schulter zu schauen. Und es hat sie gepackt und sie begann, selber zu malen.

Jakob Bigler
«Kunst ist Empfinden des Betrachters», sagt Jakob Bigler und doch: Jakob Bigler ist eine Art Erzähler und ein Tausendsassa unter den Kunstschaffenden. In der Kunst ein «Houderidou», wie er sagt, der sich nicht in ein Schema drängen lässt.
In seinen Bildern wirkt eine ausgeprägte Freude an der schöpferischen Bildgestaltung, je komplexer und intensiver der Bildwerdungsprozess, um so lustvoller lebt er den künstlerischen Prozess aus, wenn es gilt, mit Farbe und Gestik, mit Bild und Zeichen, mit verschiedensten Techniken spontane Begebenheiten, Eindrücke, Gesehenes und Gehörtes, philosophische Eingebungen oder einfach die Lust an der Bildgestaltung vielschichtig umzusetzen.
Ja, Jakob Bigler macht sich die Kunst, die Farben und Bilder zu eigen, um die Betrachter in seine freudvolle wie schöpferisch reiche Bildwelt, ob nun figurativ verwoben oder abstrakt-belebt, zu entführen. Immer offen für die verschiedenen Techniken und Medien, ist Jakob Bigler auf der Suche nach Neuem und der Freiheit des bildnerischen Wandels.
Die experimentelle Kunst fasziniert ihn dabei besonders, denn Jakob Bigler aus Mümliswil ist ein Bilderforscher, ein Bilder-«Tüftler». Abwechslungen in Bild, Farbe, Form, Technik und künstlerische Versuche, die Pigmentfarben, die Zusätze selber herzustellen und zu mischen, sind ein wesentlicher Bestandteil seiner Arbeit. Es ist sein «Kunstschaffen», sein Ausdruck, meist in raffinierter Kombination verschiedener Techniken: die die Lithografie, den Siebdruck, die Algraphie, Zinkografie, den Glasplattendruck, Monotypie, Malerei, Computergeneriertes und diverse Transfertechniken umfasst.
So zaubert er mit lithodruckgrafischen und malerischen Elementen und feinen Pigmenten auf Bristolkarton zart-poetische, effektvoll kolorierte Momente, verknüpft Imagination und handwerklich Raffiniertes. Mit der Algraphie, hier wird statt mit dem Lithostein mit einer Aluminiumplatte gearbeitet, die ebenfalls bearbeitet, geschliffen und geätzt wird, lebt er eine grosszügige malerisch-informelle Geste aus. Aufwändig der Weg auch hier zum Bild, jede Farbe wird mit einer Platte gedruckt, bis sich die Farbbewegungen vereinen.
Und im Öldruck wachsen durch eine aufwändige Mix-Media-Gestaltung Malerei, Siebdruck, Handtransferdruck, am Computer zusammengestellte, hineinkopierte Zeichnungen mit figurativen Bildsequenzen zu spannungsvollen Impressionen.
Jakob Biglers Bilder entstehen aus einer unerschöpflichen Kreativität und einer unmittelbaren Spontaneität. Nicht umsonst gehören Gerhard Richter und Sigmar Polke zu seinen Lieblingskünstlern.

Rolf C. Wyss
Ein Steinbildhauer aus Leidenschaft: Ein Stein wird zur Skulptur, zeigt seine wahre Natur.
Rolf C. Wyss ist ein klassischer Steinbildhauer, wie er im Buche steht: Der Steinbildhauer sucht im Stein das Bild, die Figur und holt das Wesen aus dem Inneren des Stein hervor, gibt ihr Gestalt und Seele.
Ja, Rolf C. Wyss verwandelt den Stein in eine neue Gestalt, ohne dabei die Eigenart des Steines aufzugeben. Denn der Stein in seiner meist kantigen Urform, seinen spezifischen Strukturen bildet ein vielseitiges Ideenreservoir für den Steinbildhauer aus Härkingen: Figuratives, kleine Geschichten, Sinnbilder, sanft bewegte naturartige Formen und innige Momente, zeichenhaft die einen, frei in der Interpretation andere, allen eigen ist der nachhaltige Ausdruck. Immer wieder entdeckt man die Kugel als Teil seiner Arbeiten, die für Dynamik und die vollkommene Form ebenso steht wie für die Unendlichkeit: ohne Anfang und ohne Ende.
All seinen Arbeiten, ob als freier künstlerischer Ausdruck, als Kreiselfiguren, als Arbeit im öffentlichen Raum oder als Brunnenfiguren, eines ist ihnen gemeinsam: Sie lassen den Stein als sinnliche Erfahrung wahrnehmen: die Kunst wird zur Erfahrung des Betrachters.

Eva Buhrfeind, Kulturjounalistin, Solothurn

Malzeiten
Vernissage Ansprache
Ausstellung Markus Leibundgut, Claude Barbey, Max Obrecht, Heinrich Süss und Marcel Merat vom 20.5.16 Galerie NäijereHuus, Hersiwil
Einleitung
Gerne habe ich der Bitte von Claude Barbey entsprochen, hier einige einleitende Worte zu dieser Ausstellung zu sprechen. Obwohl ich mir natürlich bewusst bin, dass ich damit zwischen Ihnen und dem Apéro stehe. Ich werde deshalb versuchen, mich möglichst kurz zu fassen.
Malzeiten ist der Titel dieser Ausstellung und wie Markus Leibundgut schreibt, ist damit die Idee zur Ausstellung in Worte gefasst. Markus Leibundgut, Claude Barbey, Max Obrecht, Heinrich Süss und Marcel Merat kennen sich von vielen Begegnungen und haben wohl nur eines gemeinsam. Sie alle sind «reiferen Alters» und haben in der Jugend einen «anständigen» Beruf erlernt.
Lassen Sie mich bevor ich auf die ausgestellten Werke zu sprechen komme, die Künstler kurz vorstellen.
Heinrich Süss
Hat Jahrgang 1936 und interessierte sich schon in der Schulzeit für das Malen und Zeichnen. Seine Berufswahl als Flächenmaler bot ihm die Gelegenheit, des öfteren Schriften und Dekorationsarbeiten auszuführen.
Erst im Jahr 1996 hat er begonnen eigene Bilder zu schaffen. Er belegte verschiedene Aquarellkurse bei Hansruedi Zuber und verfeinerte seine Technik in der Toskana und in der Provence. In diesen Kursen entstanden auch die Freundschaften mit Markus Leibundgut und Max Obrecht.
Zur Zeit beschäftigt er sich mehr mit Acrylmalerei auf Leinwand und Papier.
Seine Arbeiten hat er bisher an verschiedenen Ausstellungen gemeinsam mit Markus Leibundgut oder Sarah Weya, seiner Enkelin ausgestellt.
Markus Leibundgut
Markus Leibundgut, 1937 in Balsthal geboren, machte seine Lehre als Stahlstichgraveur in Grenchen. Nach einem Studium im Maschinenbau hatte er während vielen Jahren ein Lehramt inne, bis er sich 1999 entschieden hat, sich ganz der Kunst zu widmen
Diesem Entscheid ging der Besuch von Kursen in verschiedensten künstlerische Ausdrucks-Techniken voraus. Aquarell, Tempera und Acryl aber auch – Radierung, Materialdruck und Holzschnitt. Seit 2001 besitzt er gemeinsam mit Max Obrecht in Grenchen ein Atelier. Dort bleibt auch immer Zeit für einen Besuch für ein angeregtes Gespräch bei einem guten Glas Wein. Hier erhält man auch Einblick in sein umfangreiches Oeuvre
Max Obrecht
In Grenchen 1942 geboren und aufgewachsen, bekleidete er nach seiner Ausbildung verschiedene politische Aemter in den Bereichen Berufsbildung, Soziales und Personalvorsorge. Er war  bis zu seiner Pensionierung Leiter Personal und Informatik in der Stadtverwaltung Grenchen.
Seine künstlerische Ausbildung absolvierte er an verschiedenen Kunstakademien und Schulen für Gestaltung im In- und Ausland, sowie (teilweise über mehrere Jahre) bei Elisabeth Bader in Augsburg D für Papierobjekte. Die Liste seiner Lehrer ist lang und deckt verschiedene Techniken ab. Acryl und Aquarellmalerei, Monotypie, Portrait und Aktmalerei, Holzschnitt, dreidimensionale Arbeiten usw. Zahlreiche Skizzen von seinen Reisen in die ganze Welt gehören ebenfalls zu seinem breiten Oeuvre.              
Marcel Merat
Ist am 04.09.1947 in Bern geboren und aufgewachsen. Hat in Biel eine Lehre als Feinmechaniker bei Claude Fleury absolviert. Er ist verheiratet und bereits 4-facher Grossvater.
Im Jahr 1975, also der Zeit der ersten Oelkrise, hat er erste Eisenplastiken geschaffen. Er war damals Selbständigerwerbender und hat sich mangels Aufträgen an erste plastische Arbeiten gewagt.
Hatte dann, wiederum im Seeland, mehrere Stellen als Feinmechaniker / Schlosser und Betriebsmechaniker bis er im Jahr 1995 eine eigene Firma in Büren a. Aare gründete. Nun ist er seit einige Jahren pensioniert und kann sich, in seinem Atelier in Safnern, vermehrt der Kunst widmen.
Claude Barbey
Claude Barbey, 1953 in Bern geboren,  war als Architekt hauptsächlich in Bern tätig, bis er vor 23 Jahren nach Grenchen kam und da von 1996-2014 als Stadtbaumeister seine Spuren hinterlassen hat und wie er sagt, mit kreativen Ideen das Stadtbild kurierte.
Seine grosse Leidenschaft waren schon seit jeher neben dem Klavierspiel auch das Zeichnen.
Bei lustigen und skurilen Momenten kann er es sich auch nicht verkneifen, spontan ein entsprechendes Cartoon zu zeichnen. So hat er in diesem Jahr auch für die Fasnachtszeitung Grenchner Gosche gezeichnet (sein bissiger Humor war dabei kaum zu bremsen).
Claude befasste sich anfänglich primär mit der Technik der  Radierungen und des Holzschnittes.
Dieses Handwerk hat er übrigens beim Berner Grafiker Martin Thönen erlernt, wo er auch Markus Leibundgut und Max Obrecht kennenlernte.
Nach einer längeren schöpferischen Pause bedingt dadurch, dass sich das Grenchner Stadtbild nicht so leicht kurieren liess, hat er 2005 wieder begonnen, sich künstlerisch zu betätigen.
Nach seiner Pensionierung kann er sich nun vermehrt der Kunst widmen und setzt sich als Präsident der Visarte Solothurn auch für seine KünstlerkoIlegen und -kolleginnen ein. Anlässlich der Kulturnacht in Grenchen hat er zum 90 jährigen Jubiläum der Visarte auch die virtuelle Ausstellung virtuos-virtuell.ch eröffnet.  

Genau so unterschiedlich wie der Werdegang, die Gedankengänge und Weltanschauungen dieser fünf Künstler sind, ist auch ihre künstlerische Ausdrucksform.
Eindrücke von Reisen in verschiedenen Ländern, von anderen Kulturen, von Erlebnissen, aus der Natur, von Tonfolgen, Wortspielen und Gefühlen bilden den Hintergrund ihrer Werke.
So verarbeitet Markus Leibundgut fast ausschliesslich Impressionen aus der Natur. Diese Eindrücke werden dann reduziert und in einem ganz unterschiedlichen Grad der Abstraktion ausgedrückt. Dabei wendet Markus die verschiedensten Techniken an. An dieser Ausstellung zeigt er Werke in Oel, Acryl und verschiedene Mischtechniken.
Wenn auch gewisse Werke beinahe naturalistisch anmuten so sind sie doch wie alle seine Werke im Atelier – und eben aus dem Bauch heraus entstanden. Es sind also mehr Gefühlslandschaften - und doch hört man ab und zu die Vögel pfeifen. Er sagt bei seiner Arbeit stehe das Bauchgefühl über dem Kopf und bestimme sowohl Formen und Farben wie auch den Ausdruck des Bildes. Er versuche beim Malen den Kopf auszuschalten und sich total von einer Bildvorstellung zu lösen.
Besonders effektvoll sind auch seine Arbeiten hinter Acrylglas, die so einen sehr modernen Touch erhalten. Interessant und wunderschön auch seine Materialdrucke mit Farn. Diese zeigen, dass Markus auch ein ausgezeichneter Drucker und ein Kenner der verschiedenen Drucktechniken ist.
Uebrigens findet im Oktober hier eine Ausstellung der Künstlergruppe Druckstock Bern statt, an welcher Claude, Max und Markus auch vertreten sein werden.
Das Bauchgefühl steht auch bei der Arbeit von Heinrich Süss im Vordergrund. Bei ihm ist es vor allem das Spiel mit den Farben welches ihn fasziniert und welches er meisterlich beherrscht. So sind seine Werke geprägt durch mehrschichtige z.T. harte Farbaufträge. Durch Auswaschungen weicht er diese wieder auf und erreicht dabei ganz besondere Effekte. Mal sehen wir eine Landschaft in seinen Kompositionen, mal ist die Silhouette einer Stadt sichtbar. Besonders schön sind auch seine grossformatigen Werke. Hier sieht man seine grosse Experimentierfreudigkeit und sein ausgeprägter Sinn für Farben ganz besonders.  

Als vielgereister Weltenbummler sind es bei Max Obrecht Geschehnisse auf der ganzen Welt, die ihn beschäftigen und welche er künstlerisch verarbeitet. Dass es dabei oft auch Missstände sind, die er thematisiert, liegt in der Natur der Sache. So gibt er in seinen Bildern auch Denkanstösse…oder wussten Sie, dass es – wie er mir sagte – für 1kg Bananen 1000 Liter Wasser braucht. Seine feinsinnigen Gedanken hat er für diese Ausstellung in Acryl auf Papier und auf Spanplatten gebracht. In seinen abstrakten Darstellungen zeigt er ein feines Gefühl für stimmige Formen und Farben. Neu sind auch seine Werke mit Fettkreide. Ist es das dem Untergang geweihte Venedig, dass auf dieser Serie gezeigt wird? Doch halt, die gezeigte Silhouette ist nicht Venedig….der Betrachter kann sich seine eigenen Gedanken machen. Aufgefallen sind mir noch die zwei gegenständlichen Bilder im Treppenhaus. Beide zeigen eine Weinflasche – Ob das ein Zeichen dafür ist, dass Max ein gutes Glas Wein zu schätzen weiss?

Zum Weinkühler wird auch der Kühlturm des Atomkraftwerks im grossformatigen Werk von Claude Barbey. Bei seinen Monotypien sind es Technik und Architektur, die die Vorlagen bilden und mit  Effekten und Strukturen das Bild beleben. Diese Strukturen verleihen seinen Werken eine zusätzliche Spannung und lassen seine Vergangenheit als Stadtbaumeister kaum verleugnen.
Ist es bei den Linolschnitten der «vier Jahreszeiten im Buechibärg» das Spiel mit den Farben, sind seine weitere Arbeiten vor allem vom Spiel mit den Formen beeinflusst. Die Gumprints seiner Werkgruppe Dark Matter oder Dunkle Materie zeigen seine Absicht, zeitrelevante Inhalte wiederzugeben. Dabei hat für ihn auch der Titel der Werke, z.B. hätte doch Prometheus das Feuer nicht gestohlen, eine grosse Bedeutung. Sie bilden zusammen mit dem Bild ein Ganzes und sollen den Betrachter anregen mit eigener Phantasie eine Geschichte einzubringen. Bei der Wahl der Titel drückt auch immer wieder Claudes feiner Humor durch.  
Seine Impressionen holt sich Claude aber auch in der Literatur oder in der Musik. Ein wunderschönes Beispiel ist sein Leporello zu einem Lied des französischen Chansoniers Claude Nougaro «Vie-Violence».
Sind Ihnen auch die verschiedenen Metallskulpturen von Marcel Merat in der Ausstellung aufgefallen?
Das grazile Seepferdchen dessen Glanz an sein Element, dem Wasser, erinnert. Oder die Katze, die eine Maus spazieren führt? Die Kleinskulpturen hier in der Ausstellung? Dann machen Sie noch einen Spaziergang in den Garten und erfreuen Sie sich an den verschiedenen Werken. Die Dame, die auf Steinblöcken posiert. Der kraftvollen Stahlskulptur mit der groben Kette und der feingliederigen Hand.
Dem Wetterhahn, der sich leise nach dem Wind richtet. Sie alle zeugen von fachtechnischem Können, von einer starken Ausdruckskraft und mitunder einem feinen Sinn für Humor.
Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar.“
(Paul Klee)
Meine Damen und Herren, steht bei den Künstlern bei der Schaffung der Werke das Bauchgefühl im Vordergrund, so lässt es sich auch vom Betrachter am besten mit dem Bauch erfassen
Lassen Sie also auf Ihrem Rundgang die Werke dieser Künstler auf sich wirken. Hören Sie dabei auf Ihren Bauch – und sollte ein allfälliger Ankauf Ihr Haushaltsbudget durcheinander bringen, bitte ich Sie jetzt schon um Entschuldigung.
Danke für die Aufmerksamkeit
Heinz Westreicher

Vernissagebegrüssung durch Urs Rufer (NH-Team)















Zur Vernissage von Franz Josef Bobst und Karin Späti
15. Januar 2016
Liebe Vernissagebesucherinnen, liebe –besucher
Als ich Franz sagte, ich müsse jetzt noch die Ansprache schreiben, sagte er mir, erzähl doch einfach das Gleiche wie letztes Mal – das merkt niemand.
Das wäre mir dann doch etwas zu billig, zudem stellt neben Franz Josef Bobst auch noch Karin Späti aus – und ich soll zu beiden etwas sagen. Wer also eher zu Schwierigkeiten beim Stehen neigt, sollte sich jetzt rasch noch einen Stuhl organisieren!
Begegnung, so steht es auf der Einladungskarte
Karin und Franz begegneten sich erstmals am letzten Montag, als wir hier im Näijerehuus einrichteten. Immer wieder haben sie geschaut, was da in den andern Räumen vor sich geht, sorgfältig haben sie sich an die Arbeit des andern herangetastet. Hier begegnen sich Generationen – Altersabstand wie Grossvater und Enkelin – hier begegnen sich auch ganz andere Lebenserfahrungen.
Karin wuchs behütet auf, umsorgt und betreut von liebevollen Eltern. Im Einfamilienhaus gab es für sie und ihren Bruder viel Platz. Das Milieu, die Umgebung war anregungsreich, entbehren musste man kaum etwas. So eine Kindheit hätte sich der kleine Franz in den schönsten Träumen nicht vorstellen können. Er wuchs in einer mausarmen Familie auf, in der man den Batzen zweimal kehrte – falls man überhaupt einen hatte. Der Vater war Maurer, ein paar Batzen Stundenlohn, die Mutter arbeitete zeitweise in der Schuhfabrik in Herzogenbuchsee, zu versorgen war eine grosse Kinderschar. Eine Sozialhilfe nach heutigen Massstäben kannte man noch nicht.
Was das bedeuten konnte – ein Beispiel. Die Familie Bobst wurde quasi in der Gemeinde herumgereicht, die Gemeinde fand fast immer eine noch schlechtere Wohnung für Bobsts. Mitten im zweiten Weltkrieg, der Vater war im Militärdienst, wollte die Gemeinde die Familie Bobst mit damals etwa sechs Kindern, in ihre Bürgergemeinde abschieben. Ein Transportunternehmen aus Solothurn wurde beauftragt, Frau Bobst, samt Kind und Kegel und der wenigen Hausrat nach Mümliswil zu bringen. In einer Blitzaktion wurde alles verladen und ab gings Richtung Tal. Irgendwie hatte aber Mümliswil von dieser Aktion Kenntnis und der Dorfpolizist hielt den Lastwagen bereits vor dem Dorf aufgehalten – und zurückgeschickt. Am selben Tag kehrte man zurück nach Horriwil. Die Frage sei erlaubt, wie verkraftet das ein 10-jähriger?
Unterstützung gab es z.B. vom Seraphischen Liebeswerk in Solothurn. Ohne grosse Not ging man damals nicht zu dieser Institution. Oft wurden die Kinder vom SLS bevormundet, d.h. der elterlichen Gewalt entzogen und entweder in eigenen Heimen oder an Pflegeplätzen, vornehmlich bei Bauernfamilien, untergebracht. Dass sie dabei zu strenger Arbeit herangezogen wurden, war durchaus gewillt. Franz hatte wohl Glück. Die dritte Klasse besuchte er in Andermatt und lebte bei einer Bauernfamilie. Die Pflegemutter schätzt er noch heute sehr, und erzählt inniger von ihr, als von seiner leiblichen Mutter. Die Oberstufe besuchte er in Hellbühl. So war er ab der Kost – und an der Bezirksschule in Kriegstetten wollte man eh keinen wie einen Bobst. Er wohnte in einer grossen Sägerei und musste dort hart mitanpacken. Ausgenützt sei er worden, sagt er. Einer, der ihn förderte, war sein Lehrer in Hellbühl. Der merkte offenbar schnell, dass der kleine Franz zu mehr fähig war, als man ihm in Horriwil beigebracht hatte. Er hat ihn unterstützt und gefördert – und war letztlich der Wegbereiter für sein zukünftiges Leben. Franz war nach allen Definitionen in dieser Zeit ein Verdingkind – auch wenn er bei diesem Begriff abwinkt.
Eine solche Kindheit kam bei Karin wohl in den schlimmsten Alpträumen nicht vor. Sie ist in einer zunehmenden Deindustrialisierung aufgewachsen, lebt in einer Dienstleistungsgesellschaft, auch beruflich. Zuerst lernte sie Hochbauzeichnerin, die Berufsmatur gemacht und an der Hochschule der Künste in Bern Visuelle Kommunikation studiert. Heute ist sie als Grafikerin im Dienstleistungssektor tätig. Diese Laufbahn prägt ihr Leben – und ihr noch junges künstlerisches Schaffen.
Franz Bobst wuchs in einer bäuerlich und industriell geprägten Zeit auf, durfte eine Lehre als Mechaniker machen. Nebenbei: er durfte, Karin machte eine Lehre – das sind eben auch Unterschiede ihrer jeweiligen Jugendzeit. Früher durfte man etwas lernen – bezahle dafür meist noch – heute ist es nahezu selbstverständlich, dass man eine Ausbildung machen kann. Franz wurde Mechaniker, schnell entdeckte man seine zeichnerischen Fähigkeiten im technischen Bereich und übertrug ihm entsprechende Aufgaben. Auch seine Laufbahn hat sein Leben und sein künstlerisches Schaffen geprägt.
Mich interessiert immer, wieso macht jemand überhaupt Kunst, wieso stellt man sich vor eine Staffelei, an den Zeichnungstisch, in eine Werkstatt, wieso schweisst man Eisen zu Skulpturen zusammen?
Bei Franz Bobst war es eine Kunstausstellung, zu der ihn ein Kollege mitnahm. Franz war fasziniert von den Bildern und den Farben. Das, genau das wollte er auch. Bei einem jungen Künstler lernte er mit Öl- und Acrylfarben umgehen, wurde Malschüler. Bald einmal merkte er, dass ihm diese Gestaltungsmöglichkeit Grenzen bot und er suchte die dritte Dimension, begann mit Holz, später mit Eisen, Skulpturen zu bauen. Leinwand, Farben, Holz, Eisen, seit vierzig Jahren begleiten sie ihn in seinem künstlerischen Schaffen. Es ist ein stilles, aber beharrliches Schaffen. Aufgedrängt hat er sich nie – und wurde leider auch nicht immer so wahrgenommen, wie er es verdient hätte.
Bei Karin Späti waren es negative Erfahrungen während ihrer Hochbauzeichnerinnenlehre, die sie zum gestalterischen Zeichnen führten. Nach Frust und Ablöscher hat sie etwas gesucht, das ihr Freude macht, das sie aufstellt. Vielleicht war es einfach eine Rückbesinnung auf eine Fähigkeit, die sie schon in der Schule zeigte. Sie begann zu skizzieren, dann versuchte sie sich auch mit der Malerei – und fand den Weg in ihre neue Ausbildung.
In den Arbeiten beider gibt es eine Gemeinsamkeit – den Strich. Bei Karin hat dieser Strich noch etwas Suchendes. Er geht übers Blatt und manchmal findet er eine klare Form, einen Kopf, einen Körper meist. Ich selber verfolge dieses Suchen auf ihren Bildern gerne, überlege mir, wo hat sie begonnen, wo ging es durch? Das ist spannend.

Schaut man sich Franz’s Skizzenbücher an, erscheint der Strich als etwas ganz Klares. Es ist kein Suchen, der Strich sitzt klar und unverrückbar. Seine Striche haben sozusagen ihren Platz gefunden. Seine Skizzen sind nicht Vorlagen für seine Bilder oder Skulpturen, er versteht sie als eigenständige Werke – und das mit Recht.
Karins grossformatigen Köpfe im Parterre, sind auch Skizzen, sie haben ihren Ursprung im Zug zwischen Herzogenbuchsee und Bern. Dazu gehören mitgehörte und aufgeschriebene Gespräche, Zugsgespräche. Diese Arbeit ist Teil ihrer Abschlussarbeit an der Hochschule. Eines dieser Gespräche liest Karin uns selber vor:
(Lesung Karin)
Franz war nie an einer Hochschule, er ist Autodidakt. Man könnte denken, dass er mit seinem künstlerischen Schaffen seine schwierige Kindheit mitverarbeiten würde. Zu erwarten wären dann eher düstere Bilder. Seine Bilder – nicht nur die hier ausgestellten – sind aber voller Farbe, ja, sie können ihm nicht farbig genug sein. Da sei nichts aus seiner Kindheit drin, sagt er, das sei vorbei, man müsse nach vorne schauen. Er habe ein gutes Leben gehabt, nie zu viel, aber was er hatte sei gut gewesen. Das sagt ein Mann, der seit zwanzig Jahren mit seinen Krankheiten dem Tod immer wieder ab dem Karren springt!
Seinen Optimismus hat er nie verloren – und das beeindruckt mich immer wieder auf Neue. Wer nun meint, seine Malerei sei ein fröhliches Farbenauftragen, der irrt sich. Das ist nicht einfach, sagt er mir immer, du musst gut schauen, wie die Farben wirken, was sie vertragen, wie viel braucht es, wie dick? Sein Malen ist ein Ringen mit Farben, eine permanente Auseinandersetzung. Und dass er ein enormes Gefühl für Farben und für Formen hat, das können Sie heute hier betrachten, bestaunen. In seinen Bildern, sagt er, könne jeder sehen, was er wolle, das sei nicht wichtig. Nur er müsse zufrieden sein mit dem Bild – sonst übermale er es.
Karin hatte eine gute Kindheit, eine glückliche – und doch kommen ihre Bilder schwarz, grau, weiss daher. Müssten da die Bilder nicht farbig sein? Das eine hat mit dem andern nichts zu tun, genau wie bei Franz nicht. Malen kann, aber muss nicht therapeutisch sein!
Karins Bildern – ich habe es schon gesagt – liegt ein Suchen zugrunde. Es sind Entwürfe, Ideen, Versuche. Sie probiert gerne Materialien aus. Acryl auf Folien wie bei den grossformatigen Köpfen etwa. Sie will spüren, wie das reagiert, was da passiert. Oder das Malen von Bildern im Dialog. Die grossformatigen Bilder mit Farbe hat sie mit einer Kollegin gemalt, sie den Strich, die Kollegin die Farbe. Das ist ein prozessuales Malen. Manchmal geht es auch über den Strich hinaus, da kommen plötzlich flächige Schattierungen auf. Mir gefallen beide Arten, die blossen Striche und die flächigen Schattierungen. In ihre Bilder muss man sich – wie in alle – einleben, eingeben – und dann findet man die Lieblinge!
 
Die Unterschiedlichkeit bei den beiden Ausstellenden hat, wenn man sich in die Bilder eingibt, einen ganz besonderen Reiz. Franz präsentiert ein breites Werk, fast eine Werkschau, sicher ein Lebenswerk. Karin zeigt die kribblige Suche einer kommenden Künstlerin nach der eigenen Sprache.
Und mit Sprache arbeitet sie gerne, das ist meines Erachtens eine enorme Stärke, die sie da zeigt. Ihre aufgeschriebenen Gespräche erinnern mich sehr an Geschichten von Pedro Lenz. Wir hören gerne nochmals zu Karin – jetzt geht es um ein Gespräch älterer Leute:
(Lesung Karin)
Ich möchte hier nicht aufhören, ohne noch etwas zu den Skulpturen zu sagen. Die grossen Eisenskulpturen von Franz haben wir vor zwei Jahren ausgestellt. Schon damals sah ich in seinem Atelier, im Keller, in der Wohnung seine frühen Holzarbeiten. Und mir war klar, zu einer quasi Werkschau von Franz Josef Bobst gehören diese Skulpturen zwingend dazu. Sie sind so schön, so stimmig, dass es schade ist, sie unter der Werkbank verstauben zu lassen. Immerhin verwendet er eine davon zuhause als Hutständer! Das Betrachten dieser Skulpturen ist ein beruhigender Akt – ich hätte sie gerne immer um mich. Die Figuren zu den Sternbildern sind auch ein Zeugnis von Franzs handwerklichem Können in seinem angestammten Beruf. Da ist viel, viel Arbeit dahinter – und auch Witz, sein ihm eigener Humor, den ich so liebe.
In dieser Ausstellung haben Sie übrigens eine Möglichkeit, die Sie sonst nie haben, etwas, das sie sonst nie machen dürfen, gar nie! Sie dürfen Bilder berühren!
Wir haben einen Teil von Franzs Atelier aufgebaut, mit Maltisch, Farbtuben, Pinsel, Staffelei. Schon der Pinselständer und das Behältnis für die Farben sind eigene Skulpturen! Am Boden stehen Bilder, so wie in seinem Atelier. Die – und nur die – dürfen Sie berühren, herausnehmen – betrachten.
Gute Nachricht für die müden Beine, das Ende naht. Aber etwas möchte ich unbedingt noch sagen. In den vielen Gesprächen, die ich mit Franz geführt habe – und hoffentlich noch weiter führen kann – haben wir auch immer wieder über den Sinn der Kunst diskutiert, darüber, ob sie notwendig ist. Manchmal kommt auch seine Frau Lina zu uns ins Atelier. Ihre Meinung dazu ist etwa die: Ich verstehe das nicht so, was er da macht. Mir ist einfach wichtig, dass es ihn glücklich macht. Und das sagt sie in Anbetracht dessen, dass nicht nur das ganze Haus vom Keller bis in den Estrich, sondern auch der ganze Garten, alles ums Haus mit seinen Arbeiten überstellt ist! Ich finde das sehr schön, das ist nicht nur ein schönes Zeichen der Zuneigung, sondern auch eine Form von Kulturförderung! Und Franz weiss, dass er ohne diese grosse Toleranz seiner Lina, das alles nie hätte schaffen können.
Ah, noch zum Sinn, zur Notwendigkeit von Kunst. Wir haben da schon unsere Meinung und sie deckt sich mit dem, das Schang Hutter mir einmal gesagt hat: Kunst, ist im Grunde völlig unnötig, letztlich braucht niemand Bilder oder Skulpturen, niemand braucht Kunst. Wenn man sie aber macht oder sich damit umgibt, wird das Leben schöner, interessanter, spannender.
Albert Arnold, Aeschi
Karin Späti



















Liebe Gäste
Herzlich Willkommen an der Ausstellung von mir und Rolf Blaser im Näijerehus Hersiwil. Ich möchte die Gelegenheit nutzen hier ein paar Worte zu meinen neuen Werke zu verlieren. Seit April dieses Jahres bin ich freischaffend und hatte die Möglichkeit mich in ein ganz bestimmtes Thema zu vertiefen. Ich habe mich ein Jahr lang mit dem Menschen und dessen Charakter und der Persönlichkeitspsychologie beschäftigt. Jeder der 7 Milliarden Menschen auf diesem Planeten ist einzigartig. Jedoch bedienen sich alle von den selben Instrumenten, die vorgegeben sind. Diese Instrumente sind die Emotionen, die Denkmaschine Gehirn und das Unterbewusstsein, welches irgendwie für sich selbst ein individuelles selbstgesteuertes Wesen ist. Wenn sich ein Mensch dieser Instrumente bewusst wird, wird er merken, dass er der Dirigent seines ICHs ist. Dies bedeutet - er hat die Wahl, welche Musik in seinem Leben spielt. Am Anfang durchleben wir die ganze Palette der Emotionen, diese speichern wir als Erfahrung in unserem Wesen. Diese Erfahrungen bilden schliesslich unseren Charakter.
Wir mögen Menschen nicht, die in unseren Augen einen schlechten Charakter zeigen, doch diese Verurteilung hat wiederum mit unserem individuellen Bild zu tun, was einen guten Menschen ausmacht. Hier bin ich dann an den Punkt bekommen, an dem ich begriffen habe, dass jedes moralische Beurteilen wieder individuell einzigartig ist.
Der Mensch ist einfach, das was er wählt und das was ihn überzeugt. Wenn einer neidisch ist, bedeutet dies nichts schlechtes, denn sein Neid kann ihn wie ein Katalysator zum Erfolg treiben. Wenn einer das höchste aller Emotionen erlebt, das Verliebtsein, muss dies nicht das beste sein, was ihm je passiert ist, denn diese Emotion ist so verwirrend und betäubend, dass man leicht in eine Falle tappen kann. Um diese Bilder hier an der Ausstellung malen zu können, musste ich also aufhören, die Menschen für ihren Charakter oder ihre Eigenschaften zu verurteilen.
Jeder schon uns hat Stärken und Schwächen. Und von jeder ausgeprägten Stärke gibt es eine Kehrseite der Medaille und unbekehrt. Als ich dies verstanden habe, war mir der Mensch plötzlich so sympathisch und lieblich, dass ich nicht anders konnte, als ihn einfach zu mögen wie er ist. Doch bei dem wirklich ausgeprägten Bösen in unserer Gesellschaft war ich dann schon an meine Grenzen gestossen. Doch ich denke, es ist schon ein grosser Schritt, wenn man den motzenden Nachbarn, die Jammertante, den Prahler, das Mauerblümchen, das Tussi, den Macho oder einen motorischen Lügner einfach verstehen kann und somit nicht verurteilt. Also sollten wir den Fokus zuerst auf uns selbst richten. Beim Bild „Emotionen“ hier an der Ausstellung habt ihr die Chance dazu euch selbst in das grosse Orchester der Individualität einzureihen. Ihr alle hier, seit ein mehr oder weniger selbst gewählter Mix aus allen Möglichkeiten des Menschseins. Im Grunde genommen ist niemand ein Opfer der Lebensumstände. Man hat die Wahl über etwas hinwegzukommen oder im Sumpf stecken zu bleiben. Wir haben sogar die Wahl und die Möglichkeit unseren Charakter komplett zu ändern! Das Leben ist eine liebliche Sinfonie und der Mensch ist ein Teil des Orchesters und die Musik darin gestalten wir selbst.
Diese Ausstellung ist geprägt vom MENSCHSEIN und es würde mich und Rolf Blaser sehr freuen, wenn sie die Werke auf sich wirken lassen, denn vielleicht muss man etwas tiefer gehen beim Betrachten.


Viel Vergnügen und herzlichen Dank.


















Rolf Blaser


















Daniela Stöckli-Kolly













Marlies Urben-Vermaeten
Laudatio
16. Oktober 2015,  Vernissage zur Ausstellung von Daniela Stöckli-Kolly und Marlies Urben-Vermaeten
Dr. Fausto Sergej Sommer

Eine Laudatio ist eine Lobesrede. Man redet also zum Lobe von jemandem. Da wird jemand für seine Haltung, seine Taten oder seine Werke meist in den Himmel geho
Bild ändern
ben und oft, wenn dies denn auch ginge, noch weiter hinaus. Dazu verwendet man Worte, Gesten, Rituale und ab und zu auch Symbole, welche diesem Lob gerecht zu werden scheinen. Auch ich werde mich dieser Art und Weise der Ehrung bedienen. Als Symbol habe ich ein Stück Schnur gewählt (Hanfschnur). Zu diesem am Schluss noch ein paar Erklärungen. Es gibt tatsächlich viel zu loben an den beiden Künstlerinnen, sei dies auf der persönlichen oder auf der künstlerischen Ebene. Zuerst möchte ich ihren unbändigen Willen unterstreichen, ihrem Schaffensdrang Ausdruck zu geben und die Hindernisse, die sich in den Weg stellen, zu entfernen. Immer wieder machen sie sich unermüdlich auf den Weg Neues zu kreieren, ihrem inneren Drang zu folgen und zu erschaffen, was vorher noch nicht das Licht der Welt erblickt hatte. Dabei verfolgen sie beide nicht nur einen Weg sondern mehrere, wie in dieser Ausstellung eindrücklich demonstriert wird. Auch bleiben die Schaffensorte nicht immer gleich, so kommt es, dass ihr kreatives Schaffen immer im Fluss bleibt und der tödlichen Stagnation entgeht. Gerade das Suchen ist einer jener Charakteren, welche gute Künstler ausmachen, denn das Suchen weist auf einen neugierigen Geist hin, ein forschendes Bewusstsein und eine sich in Frage stellende Kreativität. Klar muss dann auch noch Wissen und Talent dazukommen. Von diesen Letzteren sowie dem Vorherigen ist hier viel zu entdecken. Was beide vereint, trennt sie auch. Der Schaffensdrang, und das gemeinsame Agieren, haben auch dazu geführt, unterschiedliche Wege des Ausdrucks zu finden. So hat die eine einen eher konkreten Ausdrucksstil gefunden und die andere einen eher abstrahierenden. Die eine fand ihre Farbpalette in feinen, sanften Nuancen und restriktiver Farbauswahl, die andere in eher kräftigen, oft leuchtenden Farbklängen und Kontrasten, welche das Auge herausfordern. Die eine streichelt die Sinne sanft, die andere rüttelt und fordert sie.
Ich hatte das Glück, beide eine lange Zeit auf ihrem Schaffensweg zu begleiten und zu erleben, wie sich aus ihrem Inneren immer wieder neue Welten erheben. Das Suchen nach Echtheit und nach innerer Schönheit drängt beide in das unbändige Schaffen, welches nach vorne schaut und nicht nach hinten, welches dem Lebendigen zuströmt und nicht am Gewesenen haften bleibt. Da ist eine konstante Auseinandersetzung im Gange, die sich als Nichtsichtbares in den Werken versteckt und durch die Werke spürbar ist. Seit also achtsam, wenn ihr die Werke betrachtet, denn da könnte etwas überspringen. Das Nichtsichtbare ist jenes, welches das Innere mit dem Äusseren verbindet. Es ist sozusagen der Kleber, an dem ein Betrachter hängen bleibt, wenn er in Resonanz zum Werke tritt. So hoffen die Künstlerinnen natürlich, dass ihr oft kleben bleibt an einzelnen Werken, verweilt, und das eine oder andere mitnehmt.
Kommen wir zum Schluss auch noch zum Symbol der Schnur. Es ist eine Hanfschnur, die, wenn in der Natur belassen, sich auflöst, eins wird mit dem Urgrund. Im Zustand als Schnur ist sie u.a. Verbindung, Verknüpfung, Halterung, Sicherung und nicht zuletzt Leitschnur oder Roter Faden im Dickicht des Lebens. So ist die Hanfschnur für mich auch ein Symbol dessen, was hier ausgestellt wird und die Ausstellerinnen selbst. Es sind Produkte aus dem Urgrund, die wieder auf den Urgrund zurückweisen. In ihrem Sein und als Symbol weist die Hanfschnur auf die Verknüpfungen zu den Seelen derer hin, die sich berühren lassen.


Nun habt ihr viele Worte von mir vernommen, alle subjektiv und voreingenommen, eben so wie ich halt zu den Künstlerinnen und ihren Werken stehe. Traut also meiner Laudatio, d.h. meinen Worten, meinen Gesten und meinen Hinweisen nicht. Macht euch selber ein Bild von dem was die Künstlerinnen anzubieten haben. Bildet euch selber eine Meinung über ihren Schaffensdrang, ihren Willen und ihre Kreativität, die sie der Welt zur Verfügung stellen. Möge eure persönliche Reise, euch in eine Welt führen, die euch nicht nur begeistert, sondern auch fasziniert, herausfordert und verknüpft.





Ausstellung Galerie NäijereHuus Hersiwil
Verwandlung bedeutet Neuanfang
Beide Künstlerinnen Rosmarie Gehriger aus Basel und Christa Lienhard aus Ipsach sind bekannte Kunstschaffende, die auf eine langjährige künstlerische Tätigkeit zurückblicken können. An zahlreichen Ausstellungen in Basel, an vielen Orten in der Schweiz und auf internationaler Ebene begegnet man der Malerei von Rosmarie Gehriger, aber auch den Drahtskulpturen von Christa Lienhard.  Beide zeichnen sich durch viel Originalität und Aesthetik aus, aber auch durch ihre Begabung, innerliche schöpferische Prozesse nach aussen sichtbar zu machen.

Die Malerin Rosmarie Gehriger ist eine Künstlerin mit langjähriger Erfahrung in den verschiedensten Sparten der Kunst. Nebst der Malerei versteht sie sich auch auf das Fotografieren, auf die Druckgrafik . In ihren letzten Ausstellungen erlebte man eine Gegenüberstellung, ein Dialog von Fotografie und Malerei zum gleichen Thema. Der Gedanke der „Verwandlung“ beschäftigt die Künstlerin, weil sie erkennt, dass in allem Bewegung ist, dass man nichts festhalten kann, dass das Gegebene sich ständig verändert und einer neuen Bestimmung entgegengeht. Darin liegt eine grosse Faszination. Die Verwandlung des Bestehenden ist von unglaublicher Vielschichtigkeit.
Ihre Malerei nimmt auf Anhieb gefangen, sie ist besetzt von angedeuteten Motiven, von geometrischen Aufteilungen, von organisch gewachsen Motiven , von Blättern und Früchten, manchmal auch nur von Farben voller erdiger, brennender Kraft, die einer Foto gegenübergestellt werden, die sich mit den gleichen Themen befasst.
Diese Gegenüberstellung eröffnet dem Betrachter gänzlich neue Perspektiven, er erlebt das Gleiche, Aehnliches auf unterschiedlichen Ebenen und in unterschiedlichen Bildern. Ihre Fotos mit Malerei werden zu einem unglaublichen Blickfang, man spielt und variiert mit den gegebenen Formen, mit den Kontrasten, mit der strengen Formulierung der Fotografie, mit den poetischen Farbtönen der Malerei, und immer geht man einer neuen Wahrnehmung auf den Grund. Es ist dies eine Erhöhung der Malerei, eine wunderschöne poetische Ergänzung der Fotografie, so dass man neue Welten erlebt. Rosmarie Gehriger ist eine Künstlerin, die tief verwurzelt ist mit der Natur, mit dem Licht, mit dem Wind und den Elementen, auch Wasser und Erde. Sie verfremdet Bestehendes, Figuren und Organisches aus der Natur, das Spiel mit der Farbe ist ihr wesentlich
Auch wenn sie sich in Farbräumen bewegt, in abstrakten Kompositionen, fühlt man ihre tiefe Verbundenheit mit natürlichen Prozessen. Licht, Tag und Nacht, aber auch Verwurzeltes und Fliegendes, immer ist man in Atem gehalten und entdeckt neue Spuren in ihren Bildräumen, die vom Leben erzählen, von natürlichen Prozessen, vom Spiel mit dem Licht, mit der Dunkelheit, aber auch vom Augenblick, der vieles eröffnet, aber auch vieles mit sich nimmt. Die Aussage „ Kunst ist das Schütteln am Baum der Erkenntnis“ hat in ihrer Arbeit eine besondere Bedeutung, denn sie vermittelt nicht nur bildnerische Zusammenhänge, sondern auch sprachliche, sie ist eine malende Poetin.

Von grosser Faszination sind die Plastiken aus Draht von Christa Lienhard. Sie kreiert ihre Modelle aus Ton, und geht dann ganz systematisch an ihr Drahtgeflecht, arbeitet dreidimensional in einer unglaublichen Präzision und Aesthetik. Ihre Figuren werden zu Menschen, zu stehenden, tanzenden, sitzenden, zu solchen, die miteinander in einen Dialog treten, zu Menschen, so wie wir ihnen begegnen. Ihre Drahtfiguren, meist in menschlicher Grösse,  stehen oder sitzen  in Gärten, vor Bäumen, bei Eingängen, manchmal auch in einem Haus, in einem besonderen Raum. Sie korrespondieren immer mit ihrer Umgebung, erzählen menschliche Geschichten und strahlen nicht nur poetische Schönheit aus, sondern auch ein Stück Dynamik, eine grosse Portion Lebendigkeit, die einem unter die Haut geht. Ein Drahtgestell wird zu einem Körper, man erkennt das Persönliche, das Individuelle der einzelnen Figuren, erkennt kein Gesicht, braucht es gar nicht zu erkennen, denn in der eigenen Fantasie bekommen all diese Figuren Gesichter, Augen und begleiten den Besucher durch den Garten, durch das Treppenhaus. Nur langjährige Erfahrung macht es möglich, dass man zu einer solchen künstlerischen Ausdrucksform findet. In dieser Ausstellung sind auch kleine Plastiken zu entdecken, man staune- aus Blumendraht gehäkelt, die in sich eine Portion Sinnlichkeit tragen.  Mit ihren Plastiken  geht man auf eine Reise, auf eine äussere und auf eine innere, weil man erkennt, dass in der Bewegung, im zärtlichen Ausdruck eines Körpers, in seiner Transparenz, aber auch im dynamischen oder verharrenden Element so viel Menschliches liegt, das berührt und verführt.

Madeleine Schüpfer
11.Sept. 2015 Vernissage  im NäijereHuus


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Ausstellung im Näijerhuus in Hersiwil
Freitag 6. März bis Mittwoch,25. März 2015
Liebe Gäste, Bekannte und  Freunde der  3 Künster  die heute ihre Werke präsentieren
(die drei kurz präsentieren )Ernst Glanzmann, Josef Schacher und Marcel Kofmel,.
Ich bin sicher, alle hier Anwesenden kennen die 3 Herren besser unter ihren Künstlernamen
Ernst Glanzmann als „Aschi“, Josef Schacher als „Joschi“ und Marcel Kofmel  als „Kofi.

Ich habe das Vergnügen und die Ehre euch  hier im bestbekannten  Nääijerehus in Hersiwil zum Start der Ausstellung begrüssen zu dürfen. Es ist für einen Künstler, gleich welcher Kunstrichtung  er sich verschrieben hat, ein wichtiger Schritt in seiner Kariere, hier in diesen Räumen sein Schaffen und seine Werke zeigen zu dürfen.

Euer Erscheinen ist für die 3 Künstler nicht nur eine echte Motivation auf ihrem weiteren künstlerischen Weg , nein es ist für sie eine Bestätigung in ihrem bisherigen umfangreichen Schaffen.

Wie Sie bereits der Einladung entnehmen konnten, haben die 3 Künstler Ihre Ausstellung unter
das Motto „Veränderung  gestellt. Sie werden sich sicher fragen, wie kommen die  3 Künstler zu dem Titel der Ausstellung ? Jeder der drei Kunstschaffenden beschäftigte sich im Verlauf des Schaffens immer wieder mit dem Gedanken was hat sich oder was wird sich verändern. Für den einen ist es die
Musik die ihn von Anfang an begleitet hat und sich immer wieder verändert hat und verändern wird,
für den Anderen sind  es Vulkane die ihn seit jeher fasziniert haben  und immer wieder die Landschaft verändert haben und auch in Zukunft verändern werden. Oder es sind die Materialien, die sich durch den Künstler während seinem Schaffen in ihrer Form und Aussehen verändern. Ob es letztlich ein Bild ist oder ob es sich um  eine  Skulpturen handelt , jedes  einzelne Kunstwerk erfährt von dem Moment an, an dem es im Kopf des Künstlers geboren wird bis hin zum fertigen Werk manche Veränderung . Wie die heutige Ausstellung klar zeigt, durchleben aber auch die Künstler während ihrer  künstlerischen Laufbahn so manche Veränderung. Die Ausdruckskraft, die Farben die weichen oder härteren Linien in den Werken lassen den Betrachter
erahnen, in welcher schöpferischen Phase sich der Künstler jeweils befand.

Keine Angst, ich habe nicht vor euch heute mit langem Gerede zu langweilen . Ihr seid ja nicht deswegen nach Hersiwil  gekommen. Ihr brennt darauf, in aller Ruhe die ausgestellten Werke geniessen zu können. Im Verlauf des Abends  ergeben sich zudem sicher noch viele Gelegenheiten
im Gespräch mit den Künstlern mehr über ihr Schaffen zu erfahren
Erlauben sie mir nun, liebe Anwesende, dass ich trotzdem  zu jedem der 3 Künstler ein paar Worte über sein Schaffen und seine künstlerische Laufbahn erzähle. Dabei möchte ich jedoch immer vom Künstler Asch, Joschi oder Kofi sprechen.
Sie können es mir glauben, es war und ist nicht einfach ihr künstlerisches Schaffen von Anbeginn bis heute zu erforschen und darzulegen . Während der Zusammenarbeit mit den 3 Künstlern im Vorfeld dieser Ausstellung  zeigte es sich aber, dass der Ruf der Künstlern vorausgeht, „das sind schwierige
Typen die niemanden so schnell an sich heranlassen  , so nicht stimmt. Es hat viele interessante aber
auch lustiger Momente bei der Vorbereitung der Ausstellung gegeben.


Ernst Glanzmann

Wer ist Ernst Glanzmann ? Dieser Name sagt vielen wenig . Wenn man aber von Aschi  Glanzmann
spricht wissen die meisten um wen es sich handelt. Für sein kreatives Schaffen steht ihm im Untergeschoss seines Wohnhauses an der Heidenhubelstrasse in Solothurn ein schmuckes Atelier zur Verfügung.
Bei der Vorstellung dieses Künstlers, verbunden mit einem Blick auf sein künstlerisches Schaffen in den vergangenen Jahren , ist es fast unmöglich, Thémen wie die Musik die allgemeine Gestaltung  oder auch die Mode auszublenden. Alte Aufnahmen lassen zudem vermuten,  dass es die sogenannte Zeit der Blumenkinder oder anders gesagt die Hyppigeneration war ,die in seinem  künstlerischen Schaffen erste Werken haben entstehen lassen.
Schon als kleiner Junge wollte er sehr zum Leidwesen seines Vaters immer wieder  in das Kunstmuseum um dort Werke alter Künstlerbestaunen zu können .
Mit seiner Ausbildung zum Schaufensterdekorateur und Plakatmaler hat er einen ersten Grundstein zu seiner weiteren  künstlerischen Laufbahn gelegt. Verbunden mit der Weiterbildung in Innenarchitektur und dem Besuch von Kursen zu verschiedensten Malpraktiken bei Künstlern im Bereich Grafik und Malen konnte er sein Wissen und Wirken abrunden. Seine kreativen Gene konnte er aber in der folgenden Zeit auch in seinen Modeboutiquen bestens anbringen.
Die Musik liess ihn aber auch in den folgenden Jahren nicht los. Sie ist bis  heute immer noch sein grösster Motivator.  Es durfte und darf aber nicht irgendeine Musik sein, nein es musste und muss so richtig rocken und tätschen. So ist es nicht verwunderlich dass sich Musik wie zum Beispiel jene von Deep Purple, Pink Floyd aber auch von Jethro Tull in Form von kräftigen Farben, aber auch geometrischen, schnörkellosen Linien in den Bildern wiederfinden lässt.
Die im Verlauf der Jahre entstandene Anzahl  Kunstwerke würde  gut und gerne für mehrere Ausstellungen reichen. In der Anfangszeit seines Schaffens  war es die Aktmalerei , die ihn faszinierte. Später , auf der Suche nach neuen, für ihn interessanten  Maltechniken  machte er halt bei den verschiedensten Richtungen. So  begleiteten ihn auf seiner weiteren künstlerischen Laufbahn  Stilrichtungen wie naturalistisch, surrealistisch ,Kohlenzeichnungen aber auch  Aquarell .Dies alles ist sehr gut  in den Bildern der jeweiligen zeitlichen  Zyklen sichtbar.
Bereits im Jahre 1968 also vor über 40 Jahren konnten die ersten Werke von Aschi  im Restaurant Chutz, in Solothurn  bestaunt werden. Auch hier wieder steht die Musik an seiner Seite. Ist doch das Restaurant Chutz bekannt auch für seine Konzertveranstaltungen  .
 Bei vielen weitere Ausstellungen und Anlässen konnte er sein Wirken und  sein Schaffen einem breiten Publikum zeigen. Speziell und sicher besonders erwähnenswert waren die Ausstellungen in den Privaträumen seiner  Liegenschaft an der Heidenhubelstrasse. Diese Ausstellungen waren eine erste Hommage an  Freunde und Bekannte die ihn als Künstler in al den Jahren seiner Schaffenszeit begleiteten.


Josef Schacher

Bei Ihm ist es beinahe umgekehrt. Durch sein langjähriges künstlerisches Schaffen kennt man
Ihn unter seinem Künstlernamen “Joschi“ und nicht unter seinem bürgerlichen Namen
Josef Schacher . Joschi wohnt an der Oberrüttenenstrasse 21 in Rüttenen. Dort ist auch sein
Atelier und die Geburtsstätte  seiner Werke.
Joschi der Kunstschaffende. Was versteckt sich hinter diesem Namen?  Joschi schafft es,  in seiner
eigenen Art,  Alteisen zum schmelzen zu bringen und mit Witz und Fantasie Skulpturen mit eigenen
Charakteren zu gestalten. Sein Lehrmeister ist das Leben und die Natur. Er ist ein  begabter
Autodididakt.
 Der Grundstock für sein Handwerk bietet ihm sein erlernter Beruf , Velo- und Motorradmechaniker .
Doch schon  bereits nach seiner Lehrzeit beginnt er mit seinem künstlerischen Gestalten.
Am Anfang aber stand auch der Wunsch neues zu erfinden und zu kreieren im Raum. So war es nicht
verwunderlich, dass sein erstes Werk  nicht eine Skulptur war. Nein es entstand 1979 das
kleinste, fahrtüchtige Motorrad der Welt. Dieses Motorrad bereiste die ganze Welt. In dieser
schöpferischen Phase kreierte  er unter anderem  Fahrräder die es noch gar nicht gibt.
Bereits seit Anfang seines Schaffens  waren und sind seinem Einfallsreichtum keine Grenzen gesetzt
Er ist nicht nur ein Künstler, der  gebrauchte, vergessene und weggeworfene Gegenstände
mit viel Liebe zum Detail zu neuem Leben erweckt. Seine Kunst findet auch  im
alltäglichen Haushalt seinen Nutzungseffekt. Aber auch das designen von Möbel und Einrichtungsgegenständen fordert Joschi immer wieder heraus.
So bringen seine Werke ihn immer wieder in Kontakt mit den Menschen. Er kommuniziert , fasziniert und erhält Anerkennung. Die Menschen  Staunen immer wieder. Obschon die Erstlingswerke noch kopflose Skulpturen waren, hatten sie durch ihre einfache Darstellung eine wirkungsvolle Ausstrahlung. Joschis Phantasie beflügelte ihn. Es entstanden Kreaturen mit menschlichen Charakteren
Dass sich das künstlerische Schaffen von Joschi nicht nur auf kleinere oder kleinste Werke beschränkt zeigen einige grosse in der Oeffentlichkeit bestens bekannten Projekte. So präsentiert  sich im Kreisel am Güggelstutz in Solothurn ein riesiger Güggel  der auf den vor langer Zeit an dieser Stelle gestandenen Güggelhof  erinnert  und im Franziskaner-Kreisel  in Bellach verkörpert das  aus Eisen geformte ,scheuende Pferd  symbolisch das Wappen der Gemeinde Bellach. Für den Buswendekreisel
in Rüttenen hat der Künstler  das „Schul-Bushaus“ kreiert. Das Dach hat die Form eines offenen
Buches und wird von vier Farbstiften gestützt. Die Innenansicht des Daches zeigt das Gästebuch
der Schulkinder von Rüttenen, in welchem ihre Unterschriften verewigt sind.
Wenn man weiter auf das Schaffen von Joschi in den vergangenen Jahre zurück blickt, findet man ein breit gefächertes Spektrum von Ausstellungen Veranstaltungen oder anderen Präsentationen Es würde zu weit führen sie alle einzeln aufzuführen .
Die Galerie Joschi ist das Haus der Skulpturen. Es beherbergt auch sin Atelier. Es sind  alle eingeladen  Joschi und seine Skulpturen dort zu besuche und sich in Staunen versetzen zu lassen.
Die Galerie Joschi ist aber auch ein Ort der Begegnung. Rund 30 Sitzplätze stehen für diverse Veranstaltungen oder Seminare zur Verfügung
Der Künstler bietet auch Schweisskurse, Firmen-Workshops und letzlich Galerieführungen an


Marcel Kofmel

Wie es sich für einen Künstler gehört, ist auch Marcel Kofmel in Künstler-Kreisen unter
Seinem Künstlernamen „Kofi „ bekannt. Er wohnt am Bündenweg 44 in Bellach. Ein Besuch
In seinem Atelier an der Bielstrasse 80 in Solothurn ist nach Anmeldung jederzeit möglich
Auch diesem Künstler liegt eine handwerkliche Ausbildung zu Grunde. Nach seiner Lehrzeit
Zum Heizungsmonteur verlagerte sich sei Wirkungskreis  bedingt durch sein berufliches
Umfeld für rund 30 Jahre ins nahe aber auch ferne Ausland.
Wie bei den beiden anderen Künstlern interessiert sicher auch bei Kofi  wie sein 
Künstlerischer Werdegang aussieht.
In seinen Bildern, die jeweils in Zyklen entstanden sind und entstehen, setzt sich der Künstler
intensiv mit der Bewegung , der Farbe und der Struktur auseinander. Diese drei  Elemente
versucht er immer wieder gegenseitig in ein Spannungsfeld zu versetzten und damit ein grosses Ganzes zu erzielen.
Von Anfang an hat  sein Interesse den Vulkanen und somit der Veränderung und Erneuerung der Erdoberfläche gegolten. Sowohl der Mensch als auch die Erde befinden sich für ihn in einem stetigen Veränderungs-Prozess.
Auf die Frage wann er mit dem Malen angefangen habe¨, hat  der Künstler die ganz einfache
Antwort, der Mensch kann von jeher früher  malen als schreiben.
Bereits in seiner frühen Jugend hat ihn das Zeichnen und Malen fasziniert und nicht mehr losgelassen. Angefangen mit Bleistift, Farbstift und Bastell ging sein künstlerisches Schaffen
in die Aquarell- und Ölmalerei über. Sein ständiger Drang nach Neuem, wie neuen Techniken ,verlagerte   seine künstlerische  Schaffenskraft  hin zu Arbeiten mit Spachtelmasse und der Acrylmalerei. Neuestens  entstehen Werke in der Art der  Wachsmalerei.
Bei bekannten Schweizer-, Deutschen- , Tschechischen- aber auch Amerikanischen Malern
erweitert er in Kursen sein  kreatives Wissen.
Auch während seiner langen Auslandszeit, hat sein künstlerischer Wissensdurst nicht geruht. Er konnte sich bei Besuchen  einheimischer Maler und Bildhauer immer wieder  neue
Techniken und vor allem viel Erfahrungen aneignen
Dies ging teilweise soweit, dass  er in Afrika zusammen mit einheimischen Künstlern Bilder gestalten konnten.
Nebst der Malerei hat der Künstler seine Eindrücke vor Ort immer wieder mit Fotos festgehalten um sie später als Teil seines künstlerischen Schaffens in die Bilder einfliessen zu lassen.
In vergangener Zeit konnte er sich  an verschiedenen Orten in den Kantonen Zürich, Aargau und Solothurn einem breiten Publikum in Ausstellungen präsentieren.


Zum Schluss meiner kurzen Einführung in die Ausstellung  die noch bis am Mittwoch,
25. März 2015 dauert und der Vorstellung der 3 Künstler  wünsch ich euch allen viel Spass beim Rundgang und beim Betrachten der einzelnen Werke.

Ich darf euch alle nun zu einem Apèro einladen.
Georg Ingold, Subingen






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Peter Bichsel                                                  Vernissage
                                                                       Ruth, Jürg, Nadia Lerch
                                                                       17.10.2014





Meine Damen, meine Herren,
Freundinnen, Freunde


Die drei Ausstellenden haben mir zugesichert, dass ich nichts anderes zu tun hätte, als sie zu begrüssen. Ich heisse sie also herzlich willkommen zur Ausstellung von Ruth, Jürg und Nadja und habe damit meinen Auftrag erfüllt.
Immerhin noch ein paar Bemerkungen zu den Ausstellenden. Sie stellen hier gemeinsam aus, weil sie sich mögen, weil sie sich oft und immer wieder verstehen, weil sie sich schon länger kennen.
Aber nur die eine der dreien kennt die anderen beiden schon ihr ganzes Leben lang, und die anderen beiden kennen sich nicht ganz ihr ganzes Leben lang, sie kennen nur die eine so lange sie schon lebt.
Ich spreche von Kompliziertem, von Verwandtschaft, wobei wiederum genetisch nur die eine mit den anderen beiden verwandt ist, und die beiden nur mit der einen und so weiter.
Es gibt eine Frage, die mir immer wieder – etwa nach Lesungen - gestellt wird. Sie beginnt mit: „Haben sie Kinder?“ Und ich weiss bereits, was nach meinem Ja kommt, nämlich: „Schreiben die auch?“ Ich sage: „Sie kennen die Buchstaben, die haben sie aber nicht von mir gelernt, sondern so, wie ich auch, in der Schule. Selbstverständlich schreiben sie und lesen können sie auch.“
Im Übrigen – würden sie Bücher veröffentlichen, würde mich das freuen, und ich hätte nicht im geringsten den Eindruck, dass sie das Talent von mir hätten. Denn, wenn ich schreibe, empfinde ich kein Talent. Es ist mir nicht zugefallen, ich habe es mir angewöhnt und angeeignet. Und würden meine Kinder Bücher schreiben, sie hätten sich das auch selbst angeeignet.
Meine Frau Therese hatte ein Leben lang eine Wut auf die Firma Nestlé, oder eigentlich auf vier Firmen, die Alten unter ihnen erinnern sich vielleicht: „Nestlé, Peter, Cailler, Koller – Hopp Fip Fop.“ Der FipFop-Club war ein Kinderclub dieser Firmen und hatte auch eine Clubzeitung. Dieser hat die kleine, elfjährige Therese ein selbstgemachtes Gedicht eingeschickt und bekam es zurück mit der Bemerkung, dass sie nur Gedichte drucken würden, die ohne Mithilfe der Eltern geschrieben wären. Ihre Wut war berechtigt.
Die Sache mit Genetik und Talent macht es der Gesellschaft einfach mit der Kunst. Die kommt einfach so wie andere vererbbare Krankheiten auch, lässt sich entsprechend schwer heilen, und kommt halt dann immer wieder.
Der langen Rede kurzer Sinn: Die drei Ausstellenden, Ruth Lerch, Jürg Lerch, Nadia Lerch haben zwar denselben Nachnamen nicht durch Zufall, sondern durch Verwandtschaft. Sollten sie in einzelnen Werken Nähe feststellen, dann ist auch das kein Zufall. Aber alle drei haben ihre Werke, wie die elfjährige Theres, ohne Mithilfe der Eltern geschaffen, haben sich die Sucht, es tun zu müssen, selbst angeeignet. Das hätten sie auch ohne weiteres lassen können – schön, dass sie es nicht gelassen haben. Freuen sie sich darüber. 



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Liebe Freundinnen und Freunde der Kunst
Lieber Roland
Liebe Gastgeber

Auf der Einladungskarte zu dieser Ausstellung steht neben meinem Namen die Bezeichnung „Kunsthistorikerin“. Um Sie gleich zu Beginn zu enttäuschen: Um Kunstgeschichte geht es bei mir heute nicht. Im Gegenteil. Um aber darüber sprechen zu können, warum es gerade nicht um Kunstgeschichte geht, werde ich hin und wieder auf die Kunstgeschichte zurückgreifen.
Sie sehen also: Einfach wird es nicht.
Die Kunstgeschichte versucht herauszufinden, warum manche Maler so und nicht anders gemalt haben. Warum sich manche Kunstströmungen so und nicht anders entwickelt haben. Wie das mit der Geschichte und der Gesellschaft zusammen hängt und warum sich so die Kunst zu dem entwickelt hat, was sie heute ist.
Das ist Wissenschaft, meine Damen und Herren. Und die hat oft wenig damit zu tun, wie Menschen wie Sie und ich – interessierte Betrachterinnen und Betrachter von Kunst – die Kunst tatsächlich wahrnehmen. Denn wenn wir den Weg auf uns nehmen und ins Näijerehuus nach Hersiwil fahren, wenn wir uns die Malerei, die Aquarelle und die Drucke von Roland Flück anschauen, dann darum, um uns über seine Werke zu freuen. Nicht nur über den Wein und die Gespräche, die uns noch erwarten. Sondern vor allem darüber, den neuen Arbeiten des Künstlers zu begegnen.
Wenn ich jeweils zu Roland ins Atelier komme, dann lasse ich gerne die Kunstgeschichte vor der Tür. Oder anders gesagt: Ich kann gar nicht anders. Denn all die wissenschaftlichen Theorien, die mir einst auf der Uni mitgegeben wurden, spielen für mich bei der Begegnung mit gelebter, lebendiger Kunst in erster Linie oft keine grosse Rolle. Was ich nämlich tue, ist: Ich schaue.
In dem hellen, hohen Raum seines Ateliers in der Schanzmühle, in dem Roland Flück seit 30 Jahren arbeitet, ist es stets das für einen leidenschaftlichen Maler typische Gebaren, das ins Zentrum meiner Aufmerksamkeit rückt. Ich bin jedes Mal aufs Neue fasziniert und gefesselt, wenn ich all die Farbtuben, verschiedenen Pinsel, fotografischen Vorlagen und Skizzen vorfinde. Wenn ich die bunten Gemälde in den unterschiedlichsten Formaten an den mit Farbe verschmierten Wänden hängen sehe – Gemälde, an denen Roland Flück gerne auch mal – mit Unterbrüchen natürlich – ein ganzes Jahr lang arbeitet. Und die er auch dann noch nicht als fertig bezeichnen möchte, wenn er sich dafür entscheidet, sie auszustellen: „Fertige Bilder sind öde“, ist Roland überzeugt, „dann ist ja die Spannung weg.“ Ein anderer Maler ist überzeugt: „Ein Bild ist fertig wenn ich weiss, dass ich nichts mehr daran tun kann.“ Das sagte kürzlich Gerhard Richter.
Wenn die Kunstgeschichte versuchen würde, nach allgemein anwendbaren Theorien zu suchen – wie das Wissenschaften eigen ist – dann würde sie bereits an diesen beiden unterschiedlichen Aussagen der eben zitierten Maler scheitern.
Nicht zu Unrecht wird der Kunstgeschichte manchmal vorgeworfen, die Grenzen der Zugehörigkeit zum Kunstsystem selbst zu ziehen. Wissenschaftlich anerkannt oder in der Szene gewürdigt wird häufig, was bestimmte Muster abholt. Was einem Kanon angehört, was in Theorien passt. Ich mag etwas ketzerisch klingen, doch auf keinen Fall möchte ich kulturpessimistisch sein. Worauf ich jedoch hinaus möchte: Kunstbetrachtung ist für Menschen wie Sie und mich unter anderem auch immer sehr subjektiv. Und genau darin liegt ihre Stärke.
Nun kann man sagen, dass jede Art von Kunst aus subjektiven Perspektiven heraus geschaffen wird. Doch während sich heute Künstlerinnen und Künstler, vor allem Malerinnen und Maler häufig in ihrer Kunst mit der kunstgeschichtlichen Vergangenheit auseinandersetzen, malt Roland im Hier und im Jetzt – und schafft damit sehr subjektive, stark im Zusammenhang mit seiner Person stehende Werke.
Es beginnt damit, dass er seine Motive in seiner unmittelbaren Umgebung sucht – und findet. Es sind die in besonderes Licht getauchten Aareufer bei Zuchwil, bunt blühende Gärten (sein Garten), Jurahöhen vor unserer Haustüre, die Maggia, Städte in Spanien oder Solothurner Altstadt-Ansichten, die allerlei Erinnerungen auch in uns Betrachtenden wecken. Besonders angetan war ich letzthin von einem Aareabschnitt, auf den starker Regen nieder prasselt. Warum, ist vermutlich naheliegend.
Roland malt, was er sieht, fühlt und empfindet. Kunstgeschichtlich betrachtet liegt das nahe an der Philosophie der Impressionisten: Landschaften anschauen, die Unmittelbarkeit einer Momentaufnahme erkennen, die Eindrücke des Lichts malerisch umsetzen. Doch anders als die Künstlerinnen und Künstler am Ende des 19. Jahrhunderts macht Roland Flück erst eine Fotografie seines Motivs. Und malt nicht „en plein air“ wie seine Vorfahren im Geiste. Im Atelier, wo er seine Ruhe hat, entsteht ein Bild nicht in einem Zug wie einst bei den Impressionisten. Seine Werke sind dann ihrem Ursprungsort bereits entrückt: Geographisch häufig nicht sehr weit, ideell hingegen liegt ihr Ausgangspunkt eben manchmal ein ganzes Jahr zurück. Durch den langen Bearbeitungsprozess entfernt sich das Motiv vom Original immer mehr. Es unterliegt dem subjektiven Übersetzungsprozess des Künstlers.
Was entsteht, sind Gemälde und Aquarelle, die für die konventionelle Malerei eine zu grelle Farbwahl aufweisen. Für die zu radikale Bildausschnitte und –kompsitionen gewählt wurden – so habe ich es in der Zeitung gelesen. Und das sind wieder meine Worte: Eine Malerei, die ganz in der Tradition einer Flück’schen Malerei liegen. Eine Flück’sche Malerei, die der Künstler fortführt, auslebt, immer neu sucht und stets bestätigt.
Roland Flück erzählt uns mit jedem seiner Werke eine Geschichte, die mit der kunstgeschichtlichen Nomenklatur nicht zu erzählen ist. Hier liegt die Schwierigkeit, Kunstgeschichte und real erlebtes Kunstempfinden zu vereinen. Nicht umsonst heisst es, dass sich die Kunstkritik in der Krise befinde. Denn über die Kunst etwas zu Schreiben, was Verbindlichkeit aufweist und für alle betrachtenden Subjekte gleichermassen verständlich ist, scheint mir nachwievor nur sehr schwer möglich.
Natürlich soll heute hier nicht gelten und Roland Flücks Kunst nicht als Beispiel dafür hinhalten, dass Kunstwissenschaft und die tatsächliche Rezeption von Kunst nicht zusammen passen würden. Einer meiner liebsten Positionen aus der Kunstgeschichte schafft gerade diese Verbindung auf sehr eingängige Weise: Es ist Walter Benjamins Essay „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“. Der deutsch-jüdische Philosoph verfasse es 1935 im Pariser Exil. Zwar ist seine zentrale Botschaft politisch: In seiner engagierten Schrift verweist er auf die Gefahr, dass mit der massenhaften Reproduktion von Bildern – unter anderem auch durch die Fotografie ermöglicht–  Ideologien schneller verbreitet werden können. Nicht zuletzt habe auch die massenhafte Verbreitung von einschlägigem Propagandamaterial dem Faschismus an die Macht verholfen.
Er erklärt darin aber ebenso standhaft, dass die Fotografie zwar eine Art von Realität abbilden würde, niemals aber dieselbe „Ausstrahlung“ wie ein originales Kunstwerk aufweisen könne. Seine Erklärung ist einfach: Ein Kunstwerk ist immer aufgeladen mit dessen persönlicher bzw. dem Gegenstand, also dem Kunstwerk als Objekt eigenen Geschichte.
Natürlich ist das heutzutage überholt. Wir wissen, dass Fotografien ihre künstlerische Berechtigung haben – häufig ist es auch egal, wie oft eine Fotografie auf der Welt existiert: Ihre Quantität mindert in diesem Falle ihre Qualität nicht. Und trotzdem scheint Benjamins Aufsatz top modern: Wie viele Bilder passieren täglich die digitalen Medien, werden geschossen und sind morgen wieder vergessen? Bilden gerade in solchen Zeiten nicht einem langwierigen Entstehungsprozess unterliegende Gemälde eine erfrischend entschleunigte Kontraposition?
Kunstwerke wie Gemälde oder Aquarelle und ihre jeweilige Einzigartigkeit bestehen im Hier und Jetzt, und zwar nur einmal. Walter Benjamin schreibt (ich zitiere):
„An diesem einmaligen Dasein aber und an nichts sonst vollzog sich die Geschichte, der (das Kunstwerk) im Laufe seines Bestehens unterworfen gewesen ist. Dahin rechnen sowohl die Veränderungen, die es im Laufe der Zeit in seiner physischen Struktur erlitten hat, wie die wechselnden Besitzverhältnisse, in die es eingetreten sein mag. (...) Das Hier und Jetzt des Originals macht den Begriff seiner Echtheit aus.“
Benjamins 80 Jahre alte Kunsttheorie hat auch noch heute nichts an Gültigkeit und Bedeutung eingebüsst. Sie zeigt uns, dass Kunstwerke dadurch ihre Faszination erhalten, da sie mit subjektiver Geschichte aufgeladen sind. Beidseitig: Hier mit jener eines Roland Flück genauso wie mit Ihrer, liebe Besucherinnen und Besucher, wenn Sie seine Werke anschauen.
In diesem Sinne: Prost und einen schönen Abend. Danke.

Maria Behmer, Kunsthistorikerin und Journalistin

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Lieber Franz,
sehr geehrte Damen und Herren


Franz-Josef Bobst ist ein Kunstschaffender aus nächster Nähe des Näijerehuuses, den es trotz seines hohen Alters und auch nach Jahrzehnten von Kunstschaffen immer noch zu entdecken gibt. Mir auf jeden Fall geht es so, dass ich ihn, je mehr ich von ihm sehe und weiss, immer wieder neu sehe.


In seinem Lebenslauf steht:
Geboren 5. 7. 1933
Primarschule in Horriwil, Sekundarschule in Hellbühl / LU,
Berufsschule in Solothurn, Ausbildung zum Meister in der Industrie.
Und es steht auch noch, 1983/84 Arbeit im Atelier von Rudolf Butz, Solothurn.


Es steht nichts von Kunstgewerbeschule, nichts von Schule für Gestaltung oder Kunstakademie, keine Kunsthochschule auch keine Hochschule für Kunst & Gestaltung – oder wie diese Institutionen heute auch heissen mögen. Franz-Josef Bobst ist ein Autodikt, wie er autodidaktischer nicht sein könnte – und er ist auch ohne akademische Lorbeeren ein Künstler und vor allem ein Kunstgetriebener. Getrieben von Kunst, das meint er wohl wenn er sagt, ich musste das einfach machen, ich weiss auch nicht weshalb.


Er gehört nicht zur Spezies der Dekorationsgestalter und Landschaftsaquarellisten, die es landauf landab zuhauf gibt
Und die mit ihrem inflationären Kunstdrang zunehmend das Verständnis für Kunst macdonaldisieren – überall günstig und immer gleich zu haben.


Seine Skulpturen und seine Bilder entstehen aus einer intensiven und tiefen Auseinandersetzung mit Personen, Dingen oder mit Geschehnissen. Seine Skulpturen tragen Namen, nicht zufällige, sie sind Thema, bevor er zu Eisen und Schweissapparat greift. Wenn er beginnt, weiss er, was er machen will, das Projekt ist ausgereift, vor ihm liegen Skizzen. Manchmal hat er aber Angst, dass die Betrachter nicht verstehen, was er meint.


Vor dem Näijerehuus steht die Skulptur Diktatoren und Trabanten. Franz zweifelt, ob das verstanden wird, ob man denn bei uns heute noch wisse, was Diktatoren und Trabanten seien? Auf meinen Vorschlag, die Figur einfach in Blocher umzubenennen, wollte er aber nicht eingehen.


Kunst, das ist nicht einfach. Das höre ich oft von ihm, dass sein Arbeiten nicht einfach ist. Es ist nicht einfach, eine Figur zu machen, die stimmt, sagt er, ebenso ist es nicht einfach ein Bild zu malen, das stimmt. Seine Figuren und Bilder sind abstrakt – er wolle nicht nach der Natur arbeiten, das könne man ja fotografieren – sagt er. Und trotz dieser Aussage, Franz geht immer vom Bild aus, bzw. von den Bildern, die er sieht.

Beispiel: Ich war mit Franz vor zwei, drei Wochen im Näijerehuus. Zuhause habe ich ihn abgeholt und wieder zurückgebracht. Im Auto sagte er plötzlich: Schau mal dieses Baugerüst, das ist doch auch Kunst. Oder er erzählt, wie er im Lager der Glutz AG jeweils die fein säuberlich verpackten Teile betrachtet hat und fasziniert von deren Anordnung und der daraus entstehenden Linien war.


Er setzt solche und andere Bilder um. Das Bild ist nun mal zweidimensional und so bleiben denn auch seine Figuren oft in der Zweidimensionalität, sind quasi mit Eisen gezeichnete Bilder. Es gibt sie aber schon auch, diese in den Raum greifenden, die dritte Dimension nutzende Skulpturen, aber sie sind selten.


Wenn er über seine Plastiken redet, wenn er sie einem zeigt, dann lernt man auch den Schalk kennen, der in ihnen steckt. Beispiel Einstein – oder ist es ein Stein? (Beim Gartenausgang links). Da, schau mal, da ist ein Stein, eben Einstein. Ob die Leute das wohl sehen, merken, verstehen? Und selber weiss ich bis heute nicht, ob es nun Einstein oder ein Stein ist!


Was ich mache, findest du sonst nirgends. Das ist einmalig. Das ist auch so ein Satz, den er immer wieder sagt. Damit will er nicht angeben, sich nicht als Genie darstellen, das ist ihm in seiner Bescheidenheit fremd. Aber Authentizität, das ist ihm wichtig. Auch wenn er, wie er freimütig erzählt, auf seinem autodidaktischen Weg immer wieder versucht hat berühmte Künstler nachzumachen – zum Beispiel malen wie Klee – war das nicht plagiatorisch gemeint, er konnte nur so lernen.
Entstanden ist durch dieses Lernen eine eigenständige Kunstsprache, eine eigenständige künstlerische Auseinandersetzung mit seiner Welt und Umwelt.


Trotz seiner langen Zeit als Kunstschaffender, seiner Kontakte zu Kunstschaffenden, seinem intensiven Arbeiten, Franz stand nie im Rampenlicht des Kunstbetriebes. Er sei immer ein schlechter Verkäufer gewesen, sagt er, und man sieht das auch in seinem Garten, da stehen seine Arbeiten fast dicht an dicht und in seinem Atelier stapeln sich die Bilder. 


Meine erste Skulptur von Franz, eine kleine, rote „Dorfmusik“ – der Titel stammt von mir – habe ich hier im Näijerehuus  an einer dieser Ausstellungen, an denen man für die Werke bieten kann, ersteigert. Ich hatte einen Konkurrenten und gemeinsam haben wir den Preis in die Höhe getrieben. Ich glaube, am Schluss habe ich auch wegen dem Leuchten in Franz’s Augen weitergeboten. Und ich weiss, der Schlusspreis war weit davon entfernt, dass das Leuchten daher rührte, es war die Freude an der Anerkennung seiner Arbeit, die wir zwei Bieter ihm zeigten.


Franz Bobsts Biographie ist bei weitem nicht so knapp, wie einleitend gesagt. Sie ist reich und spannend und ungewöhnlich, sie ist voller Überraschungen. Wenn er erzählt, glaubt man sich in einer andern Zeit, kann sich das kaum vorstellen. Sie ist so dicht, dass sie heute hier nicht ausgebreitet werden kann. Es wäre nicht nur schön, sondern sicher auch spannend, wenn es im Näijerehuus eine Möglichkeit geben würde, Werk und Biographie dieses ausserordentlichen Wasserämter Kulturschaffenden bald als Gesamtschau zu zeigen. Er hätte das verdient. Es muss ja nicht sein, dass ausserordentliches Schaffen immer erst dann erkannt wird, wenn es für den Schaffenden zu spät ist.

Danke für Ihre Aufmerksamkeit.

Albert Arnold

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