Vernissageansprachen
«Die Kunst ist eine Tochter der Freiheit», ist ein Satz, der zu Morena Pelicano und ihren farbfreudigen und leuchtenden Bildern passt. Denn die Freiheit, mit den Farben das eigene Empfinden widerzuspiegeln, frei aus der Natur heraus mit den Farben zu arbeiten, der Natur, den Blumen, den Impressionen einen neuen «Anstrich» zu verleihen, das ist die künstlerische Intention der Kunstmalerin, Journalistin, Autorin, Fotografin aus Sutz.
Die Farben also als Kraftquelle ihrer malerischen Welt. Die Natur, vor allem Blumen, die für Morena Pelicano das Schönste und Berührendste sind, aber auch Landschaften sind die Inspiration, geben die Eindrücke, Farbimpressionen vor. Doch sie malt nicht einfach formschön ab, sondern sie formt die Blumen so, wie sie sie gerne haben möchte: Sie gibt ihnen ein neues Leuchten, eine neue Geschichte: kraftvoll, expressiv, intensiv, eigen in der Komposition, lebendig und eigenwillig apart. Doch es ist mehr, die Künstlerin lässt den Betrachter teilhaben an der wundersamen Blumenwelt mit ihren vielen stimmungsvollen Farbmomenten.
Und die Landschaften, eigentlich ist die nahe Umgebung ihres Lebensumfeldes, denen die Künstlerin einen neuen eigenwillig-vertrauten Klang verleiht. Denn Landschaften malen ist für Morena Pelicano wie Reisen. Und sie lädt uns ein, mitzukommen in diese positiv stimmenden Momente kreativer Farbpoesien und freiheitlicher Bildbetrachtung.
Für Morena Pelicano ist das Stück Leinwand der letzte Raum der Freiheit. Freiheit, das zu malen, was sie erlebt, gesehen, empfunden hat; allein das Format gibt dem Spachtel und dem Pinsel, der malerischen Ausdruckskraft eine Grenze vor. Stets «farbig und fröhlich», wie die Künstlerin selber ihre Malerei beschreibt.
Morena Pelicano ist seit Jahren kunstbegeistert. Ihr Weg führte sie über die Schwarz-Weiss-Fotografie zur Malerei. So erhielt sie vor einigen Jahren Gelegenheit, zahlreichen Kunstschaffenden über die Schulter zu schauen. Und es hat sie gepackt und sie begann, selber zu malen.
«Kunst ist Empfinden des Betrachters», sagt Jakob Bigler und doch: Jakob Bigler ist eine Art Erzähler und ein Tausendsassa unter den Kunstschaffenden. In der Kunst ein «Houderidou», wie er sagt, der sich nicht in ein Schema drängen lässt.
In seinen Bildern wirkt eine ausgeprägte Freude an der schöpferischen Bildgestaltung, je komplexer und intensiver der Bildwerdungsprozess, um so lustvoller lebt er den künstlerischen Prozess aus, wenn es gilt, mit Farbe und Gestik, mit Bild und Zeichen, mit verschiedensten Techniken spontane Begebenheiten, Eindrücke, Gesehenes und Gehörtes, philosophische Eingebungen oder einfach die Lust an der Bildgestaltung vielschichtig umzusetzen.
Ja, Jakob Bigler macht sich die Kunst, die Farben und Bilder zu eigen, um die Betrachter in seine freudvolle wie schöpferisch reiche Bildwelt, ob nun figurativ verwoben oder abstrakt-belebt, zu entführen. Immer offen für die verschiedenen Techniken und Medien, ist Jakob Bigler auf der Suche nach Neuem und der Freiheit des bildnerischen Wandels.
Die experimentelle Kunst fasziniert ihn dabei besonders, denn Jakob Bigler aus Mümliswil ist ein Bilderforscher, ein Bilder-«Tüftler». Abwechslungen in Bild, Farbe, Form, Technik und künstlerische Versuche, die Pigmentfarben, die Zusätze selber herzustellen und zu mischen, sind ein wesentlicher Bestandteil seiner Arbeit. Es ist sein «Kunstschaffen», sein Ausdruck, meist in raffinierter Kombination verschiedener Techniken: die die Lithografie, den Siebdruck, die Algraphie, Zinkografie, den Glasplattendruck, Monotypie, Malerei, Computergeneriertes und diverse Transfertechniken umfasst.
So zaubert er mit lithodruckgrafischen und malerischen Elementen und feinen Pigmenten auf Bristolkarton zart-poetische, effektvoll kolorierte Momente, verknüpft Imagination und handwerklich Raffiniertes. Mit der Algraphie, hier wird statt mit dem Lithostein mit einer Aluminiumplatte gearbeitet, die ebenfalls bearbeitet, geschliffen und geätzt wird, lebt er eine grosszügige malerisch-informelle Geste aus. Aufwändig der Weg auch hier zum Bild, jede Farbe wird mit einer Platte gedruckt, bis sich die Farbbewegungen vereinen.
Und im Öldruck wachsen durch eine aufwändige Mix-Media-Gestaltung Malerei, Siebdruck, Handtransferdruck, am Computer zusammengestellte, hineinkopierte Zeichnungen mit figurativen Bildsequenzen zu spannungsvollen Impressionen.
Jakob Biglers Bilder entstehen aus einer unerschöpflichen Kreativität und einer unmittelbaren Spontaneität. Nicht umsonst gehören Gerhard Richter und Sigmar Polke zu seinen Lieblingskünstlern.
Ein Steinbildhauer aus Leidenschaft: Ein Stein wird zur Skulptur, zeigt seine wahre Natur.
Ja, Rolf C. Wyss verwandelt den Stein in eine neue Gestalt, ohne dabei die Eigenart des Steines aufzugeben. Denn der Stein in seiner meist kantigen Urform, seinen spezifischen Strukturen bildet ein vielseitiges Ideenreservoir für den Steinbildhauer aus Härkingen: Figuratives, kleine Geschichten, Sinnbilder, sanft bewegte naturartige Formen und innige Momente, zeichenhaft die einen, frei in der Interpretation andere, allen eigen ist der nachhaltige Ausdruck. Immer wieder entdeckt man die Kugel als Teil seiner Arbeiten, die für Dynamik und die vollkommene Form ebenso steht wie für die Unendlichkeit: ohne Anfang und ohne Ende.
All seinen Arbeiten, ob als freier künstlerischer Ausdruck, als Kreiselfiguren, als Arbeit im öffentlichen Raum oder als Brunnenfiguren, eines ist ihnen gemeinsam: Sie lassen den Stein als sinnliche Erfahrung wahrnehmen: die Kunst wird zur Erfahrung des Betrachters.
Hat Jahrgang 1936 und interessierte sich schon in der Schulzeit für das Malen und Zeichnen. Seine Berufswahl als Flächenmaler bot ihm die Gelegenheit, des öfteren Schriften und Dekorationsarbeiten auszuführen.
Erst im Jahr 1996 hat er begonnen eigene Bilder zu schaffen. Er belegte verschiedene Aquarellkurse bei Hansruedi Zuber und verfeinerte seine Technik in der Toskana und in der Provence. In diesen Kursen entstanden auch die Freundschaften mit Markus Leibundgut und Max Obrecht.
Zur Zeit beschäftigt er sich mehr mit Acrylmalerei auf Leinwand und Papier.
Seine Arbeiten hat er bisher an verschiedenen Ausstellungen gemeinsam mit Markus Leibundgut oder Sarah Weya, seiner Enkelin ausgestellt.
Markus Leibundgut, 1937 in Balsthal geboren, machte seine Lehre als Stahlstichgraveur in Grenchen. Nach einem Studium im Maschinenbau hatte er während vielen Jahren ein Lehramt inne, bis er sich 1999 entschieden hat, sich ganz der Kunst zu widmen
Diesem Entscheid ging der Besuch von Kursen in verschiedensten künstlerische Ausdrucks-Techniken voraus. Aquarell, Tempera und Acryl aber auch – Radierung, Materialdruck und Holzschnitt. Seit 2001 besitzt er gemeinsam mit Max Obrecht in Grenchen ein Atelier. Dort bleibt auch immer Zeit für einen Besuch für ein angeregtes Gespräch bei einem guten Glas Wein. Hier erhält man auch Einblick in sein umfangreiches Oeuvre
In Grenchen 1942 geboren und aufgewachsen, bekleidete er nach seiner Ausbildung verschiedene politische Aemter in den Bereichen Berufsbildung, Soziales und Personalvorsorge. Er war bis zu seiner Pensionierung Leiter Personal und Informatik in der Stadtverwaltung Grenchen.
Seine künstlerische Ausbildung absolvierte er an verschiedenen Kunstakademien und Schulen für Gestaltung im In- und Ausland, sowie (teilweise über mehrere Jahre) bei Elisabeth Bader in Augsburg D für Papierobjekte. Die Liste seiner Lehrer ist lang und deckt verschiedene Techniken ab. Acryl und Aquarellmalerei, Monotypie, Portrait und Aktmalerei, Holzschnitt, dreidimensionale Arbeiten usw. Zahlreiche Skizzen von seinen Reisen in die ganze Welt gehören ebenfalls zu seinem breiten Oeuvre.
Ist am 04.09.1947 in Bern geboren und aufgewachsen. Hat in Biel eine Lehre als Feinmechaniker bei Claude Fleury absolviert. Er ist verheiratet und bereits 4-facher Grossvater.
Im Jahr 1975, also der Zeit der ersten Oelkrise, hat er erste Eisenplastiken geschaffen. Er war damals Selbständigerwerbender und hat sich mangels Aufträgen an erste plastische Arbeiten gewagt.
Hatte dann, wiederum im Seeland, mehrere Stellen als Feinmechaniker / Schlosser und Betriebsmechaniker bis er im Jahr 1995 eine eigene Firma in Büren a. Aare gründete. Nun ist er seit einige Jahren pensioniert und kann sich, in seinem Atelier in Safnern, vermehrt der Kunst widmen.
Claude Barbey, 1953 in Bern geboren, war als Architekt hauptsächlich in Bern tätig, bis er vor 23 Jahren nach Grenchen kam und da von 1996-2014 als Stadtbaumeister seine Spuren hinterlassen hat und wie er sagt, mit kreativen Ideen das Stadtbild kurierte.
Seine grosse Leidenschaft waren schon seit jeher neben dem Klavierspiel auch das Zeichnen.
Bei lustigen und skurilen Momenten kann er es sich auch nicht verkneifen, spontan ein entsprechendes Cartoon zu zeichnen. So hat er in diesem Jahr auch für die Fasnachtszeitung Grenchner Gosche gezeichnet (sein bissiger Humor war dabei kaum zu bremsen).
Claude befasste sich anfänglich primär mit der Technik der Radierungen und des Holzschnittes.
Dieses Handwerk hat er übrigens beim Berner Grafiker Martin Thönen erlernt, wo er auch Markus Leibundgut und Max Obrecht kennenlernte.
Nach einer längeren schöpferischen Pause bedingt dadurch, dass sich das Grenchner Stadtbild nicht so leicht kurieren liess, hat er 2005 wieder begonnen, sich künstlerisch zu betätigen.
Nach seiner Pensionierung kann er sich nun vermehrt der Kunst widmen und setzt sich als Präsident der Visarte Solothurn auch für seine KünstlerkoIlegen und -kolleginnen ein. Anlässlich der Kulturnacht in Grenchen hat er zum 90 jährigen Jubiläum der Visarte auch die virtuelle Ausstellung virtuos-virtuell.ch eröffnet.
Wenn auch gewisse Werke beinahe naturalistisch anmuten so sind sie doch wie alle seine Werke im Atelier – und eben aus dem Bauch heraus entstanden. Es sind also mehr Gefühlslandschaften - und doch hört man ab und zu die Vögel pfeifen. Er sagt bei seiner Arbeit stehe das Bauchgefühl über dem Kopf und bestimme sowohl Formen und Farben wie auch den Ausdruck des Bildes. Er versuche beim Malen den Kopf auszuschalten und sich total von einer Bildvorstellung zu lösen.
Besonders effektvoll sind auch seine Arbeiten hinter Acrylglas, die so einen sehr modernen Touch erhalten. Interessant und wunderschön auch seine Materialdrucke mit Farn. Diese zeigen, dass Markus auch ein ausgezeichneter Drucker und ein Kenner der verschiedenen Drucktechniken ist.
Als vielgereister Weltenbummler sind es bei Max Obrecht Geschehnisse auf der ganzen Welt, die ihn beschäftigen und welche er künstlerisch verarbeitet. Dass es dabei oft auch Missstände sind, die er thematisiert, liegt in der Natur der Sache. So gibt er in seinen Bildern auch Denkanstösse…oder wussten Sie, dass es – wie er mir sagte – für 1kg Bananen 1000 Liter Wasser braucht. Seine feinsinnigen Gedanken hat er für diese Ausstellung in Acryl auf Papier und auf Spanplatten gebracht. In seinen abstrakten Darstellungen zeigt er ein feines Gefühl für stimmige Formen und Farben. Neu sind auch seine Werke mit Fettkreide. Ist es das dem Untergang geweihte Venedig, dass auf dieser Serie gezeigt wird? Doch halt, die gezeigte Silhouette ist nicht Venedig….der Betrachter kann sich seine eigenen Gedanken machen. Aufgefallen sind mir noch die zwei gegenständlichen Bilder im Treppenhaus. Beide zeigen eine Weinflasche – Ob das ein Zeichen dafür ist, dass Max ein gutes Glas Wein zu schätzen weiss?
Zum Weinkühler wird auch der Kühlturm des Atomkraftwerks im grossformatigen Werk von Claude Barbey. Bei seinen Monotypien sind es Technik und Architektur, die die Vorlagen bilden und mit Effekten und Strukturen das Bild beleben. Diese Strukturen verleihen seinen Werken eine zusätzliche Spannung und lassen seine Vergangenheit als Stadtbaumeister kaum verleugnen.
Ist es bei den Linolschnitten der «vier Jahreszeiten im Buechibärg» das Spiel mit den Farben, sind seine weitere Arbeiten vor allem vom Spiel mit den Formen beeinflusst. Die Gumprints seiner Werkgruppe Dark Matter oder Dunkle Materie zeigen seine Absicht, zeitrelevante Inhalte wiederzugeben. Dabei hat für ihn auch der Titel der Werke, z.B. hätte doch Prometheus das Feuer nicht gestohlen, eine grosse Bedeutung. Sie bilden zusammen mit dem Bild ein Ganzes und sollen den Betrachter anregen mit eigener Phantasie eine Geschichte einzubringen. Bei der Wahl der Titel drückt auch immer wieder Claudes feiner Humor durch.
Seine Impressionen holt sich Claude aber auch in der Literatur oder in der Musik. Ein wunderschönes Beispiel ist sein Leporello zu einem Lied des französischen Chansoniers Claude Nougaro «Vie-Violence».
Das grazile Seepferdchen dessen Glanz an sein Element, dem Wasser, erinnert. Oder die Katze, die eine Maus spazieren führt? Die Kleinskulpturen hier in der Ausstellung? Dann machen Sie noch einen Spaziergang in den Garten und erfreuen Sie sich an den verschiedenen Werken. Die Dame, die auf Steinblöcken posiert. Der kraftvollen Stahlskulptur mit der groben Kette und der feingliederigen Hand.
Dem Wetterhahn, der sich leise nach dem Wind richtet. Sie alle zeugen von fachtechnischem Können, von einer starken Ausdruckskraft und mitunder einem feinen Sinn für Humor.
(Paul Klee)
Schaut man sich Franz’s Skizzenbücher an, erscheint der Strich als etwas ganz Klares. Es ist kein Suchen, der Strich sitzt klar und unverrückbar. Seine Striche haben sozusagen ihren Platz gefunden. Seine Skizzen sind nicht Vorlagen für seine Bilder oder Skulpturen, er versteht sie als eigenständige Werke – und das mit Recht.
Die Unterschiedlichkeit bei den beiden Ausstellenden hat, wenn man sich in die Bilder eingibt, einen ganz besonderen Reiz. Franz präsentiert ein breites Werk, fast eine Werkschau, sicher ein Lebenswerk. Karin zeigt die kribblige Suche einer kommenden Künstlerin nach der eigenen Sprache.
16. Oktober 2015, Vernissage zur Ausstellung von Daniela Stöckli-Kolly und Marlies Urben-Vermaeten
Dr. Fausto Sergej Sommer
Ich hatte das Glück, beide eine lange Zeit auf ihrem Schaffensweg zu begleiten und zu erleben, wie sich aus ihrem Inneren immer wieder neue Welten erheben. Das Suchen nach Echtheit und nach innerer Schönheit drängt beide in das unbändige Schaffen, welches nach vorne schaut und nicht nach hinten, welches dem Lebendigen zuströmt und nicht am Gewesenen haften bleibt. Da ist eine konstante Auseinandersetzung im Gange, die sich als Nichtsichtbares in den Werken versteckt und durch die Werke spürbar ist. Seit also achtsam, wenn ihr die Werke betrachtet, denn da könnte etwas überspringen. Das Nichtsichtbare ist jenes, welches das Innere mit dem Äusseren verbindet. Es ist sozusagen der Kleber, an dem ein Betrachter hängen bleibt, wenn er in Resonanz zum Werke tritt. So hoffen die Künstlerinnen natürlich, dass ihr oft kleben bleibt an einzelnen Werken, verweilt, und das eine oder andere mitnehmt.
Kommen wir zum Schluss auch noch zum Symbol der Schnur. Es ist eine Hanfschnur, die, wenn in der Natur belassen, sich auflöst, eins wird mit dem Urgrund. Im Zustand als Schnur ist sie u.a. Verbindung, Verknüpfung, Halterung, Sicherung und nicht zuletzt Leitschnur oder Roter Faden im Dickicht des Lebens. So ist die Hanfschnur für mich auch ein Symbol dessen, was hier ausgestellt wird und die Ausstellerinnen selbst. Es sind Produkte aus dem Urgrund, die wieder auf den Urgrund zurückweisen. In ihrem Sein und als Symbol weist die Hanfschnur auf die Verknüpfungen zu den Seelen derer hin, die sich berühren lassen.
Ausstellung Galerie NäijereHuus Hersiwil
Ihre Malerei nimmt auf Anhieb gefangen, sie ist besetzt von angedeuteten Motiven, von geometrischen Aufteilungen, von organisch gewachsen Motiven , von Blättern und Früchten, manchmal auch nur von Farben voller erdiger, brennender Kraft, die einer Foto gegenübergestellt werden, die sich mit den gleichen Themen befasst.
Auch wenn sie sich in Farbräumen bewegt, in abstrakten Kompositionen, fühlt man ihre tiefe Verbundenheit mit natürlichen Prozessen. Licht, Tag und Nacht, aber auch Verwurzeltes und Fliegendes, immer ist man in Atem gehalten und entdeckt neue Spuren in ihren Bildräumen, die vom Leben erzählen, von natürlichen Prozessen, vom Spiel mit dem Licht, mit der Dunkelheit, aber auch vom Augenblick, der vieles eröffnet, aber auch vieles mit sich nimmt. Die Aussage „ Kunst ist das Schütteln am Baum der Erkenntnis“ hat in ihrer Arbeit eine besondere Bedeutung, denn sie vermittelt nicht nur bildnerische Zusammenhänge, sondern auch sprachliche, sie ist eine malende Poetin.
11.Sept. 2015 Vernissage im NäijereHuus
Ausstellung im Näijerhuus in Hersiwil
Freitag 6. März bis Mittwoch,25. März 2015
Liebe Gäste, Bekannte und Freunde der 3 Künster die heute ihre Werke präsentieren
(die drei kurz präsentieren )Ernst Glanzmann, Josef Schacher und Marcel Kofmel,.
Ich bin sicher, alle hier Anwesenden kennen die 3 Herren besser unter ihren Künstlernamen
Ernst Glanzmann als „Aschi“, Josef Schacher als „Joschi“ und Marcel Kofmel als „Kofi.
Ich habe das Vergnügen und die Ehre euch hier im bestbekannten Nääijerehus in Hersiwil zum Start der Ausstellung begrüssen zu dürfen. Es ist für einen Künstler, gleich welcher Kunstrichtung er sich verschrieben hat, ein wichtiger Schritt in seiner Kariere, hier in diesen Räumen sein Schaffen und seine Werke zeigen zu dürfen.
Euer Erscheinen ist für die 3 Künstler nicht nur eine echte Motivation auf ihrem weiteren künstlerischen Weg , nein es ist für sie eine Bestätigung in ihrem bisherigen umfangreichen Schaffen.
Wie Sie bereits der Einladung entnehmen konnten, haben die 3 Künstler Ihre Ausstellung unter
das Motto „Veränderung gestellt. Sie werden sich sicher fragen, wie kommen die 3 Künstler zu dem Titel der Ausstellung ? Jeder der drei Kunstschaffenden beschäftigte sich im Verlauf des Schaffens immer wieder mit dem Gedanken was hat sich oder was wird sich verändern. Für den einen ist es die
Musik die ihn von Anfang an begleitet hat und sich immer wieder verändert hat und verändern wird,
für den Anderen sind es Vulkane die ihn seit jeher fasziniert haben und immer wieder die Landschaft verändert haben und auch in Zukunft verändern werden. Oder es sind die Materialien, die sich durch den Künstler während seinem Schaffen in ihrer Form und Aussehen verändern. Ob es letztlich ein Bild ist oder ob es sich um eine Skulpturen handelt , jedes einzelne Kunstwerk erfährt von dem Moment an, an dem es im Kopf des Künstlers geboren wird bis hin zum fertigen Werk manche Veränderung . Wie die heutige Ausstellung klar zeigt, durchleben aber auch die Künstler während ihrer künstlerischen Laufbahn so manche Veränderung. Die Ausdruckskraft, die Farben die weichen oder härteren Linien in den Werken lassen den Betrachter
erahnen, in welcher schöpferischen Phase sich der Künstler jeweils befand.
Keine Angst, ich habe nicht vor euch heute mit langem Gerede zu langweilen . Ihr seid ja nicht deswegen nach Hersiwil gekommen. Ihr brennt darauf, in aller Ruhe die ausgestellten Werke geniessen zu können. Im Verlauf des Abends ergeben sich zudem sicher noch viele Gelegenheiten
im Gespräch mit den Künstlern mehr über ihr Schaffen zu erfahren
Erlauben sie mir nun, liebe Anwesende, dass ich trotzdem zu jedem der 3 Künstler ein paar Worte über sein Schaffen und seine künstlerische Laufbahn erzähle. Dabei möchte ich jedoch immer vom Künstler Asch, Joschi oder Kofi sprechen.
Sie können es mir glauben, es war und ist nicht einfach ihr künstlerisches Schaffen von Anbeginn bis heute zu erforschen und darzulegen . Während der Zusammenarbeit mit den 3 Künstlern im Vorfeld dieser Ausstellung zeigte es sich aber, dass der Ruf der Künstlern vorausgeht, „das sind schwierige
Typen die niemanden so schnell an sich heranlassen , so nicht stimmt. Es hat viele interessante aber
auch lustiger Momente bei der Vorbereitung der Ausstellung gegeben.
Ernst Glanzmann
Wer ist Ernst Glanzmann ? Dieser Name sagt vielen wenig . Wenn man aber von Aschi Glanzmann
spricht wissen die meisten um wen es sich handelt. Für sein kreatives Schaffen steht ihm im Untergeschoss seines Wohnhauses an der Heidenhubelstrasse in Solothurn ein schmuckes Atelier zur Verfügung.
Bei der Vorstellung dieses Künstlers, verbunden mit einem Blick auf sein künstlerisches Schaffen in den vergangenen Jahren , ist es fast unmöglich, Thémen wie die Musik die allgemeine Gestaltung oder auch die Mode auszublenden. Alte Aufnahmen lassen zudem vermuten, dass es die sogenannte Zeit der Blumenkinder oder anders gesagt die Hyppigeneration war ,die in seinem künstlerischen Schaffen erste Werken haben entstehen lassen.
Schon als kleiner Junge wollte er sehr zum Leidwesen seines Vaters immer wieder in das Kunstmuseum um dort Werke alter Künstlerbestaunen zu können .
Mit seiner Ausbildung zum Schaufensterdekorateur und Plakatmaler hat er einen ersten Grundstein zu seiner weiteren künstlerischen Laufbahn gelegt. Verbunden mit der Weiterbildung in Innenarchitektur und dem Besuch von Kursen zu verschiedensten Malpraktiken bei Künstlern im Bereich Grafik und Malen konnte er sein Wissen und Wirken abrunden. Seine kreativen Gene konnte er aber in der folgenden Zeit auch in seinen Modeboutiquen bestens anbringen.
Die Musik liess ihn aber auch in den folgenden Jahren nicht los. Sie ist bis heute immer noch sein grösster Motivator. Es durfte und darf aber nicht irgendeine Musik sein, nein es musste und muss so richtig rocken und tätschen. So ist es nicht verwunderlich dass sich Musik wie zum Beispiel jene von Deep Purple, Pink Floyd aber auch von Jethro Tull in Form von kräftigen Farben, aber auch geometrischen, schnörkellosen Linien in den Bildern wiederfinden lässt.
Die im Verlauf der Jahre entstandene Anzahl Kunstwerke würde gut und gerne für mehrere Ausstellungen reichen. In der Anfangszeit seines Schaffens war es die Aktmalerei , die ihn faszinierte. Später , auf der Suche nach neuen, für ihn interessanten Maltechniken machte er halt bei den verschiedensten Richtungen. So begleiteten ihn auf seiner weiteren künstlerischen Laufbahn Stilrichtungen wie naturalistisch, surrealistisch ,Kohlenzeichnungen aber auch Aquarell .Dies alles ist sehr gut in den Bildern der jeweiligen zeitlichen Zyklen sichtbar.
Bereits im Jahre 1968 also vor über 40 Jahren konnten die ersten Werke von Aschi im Restaurant Chutz, in Solothurn bestaunt werden. Auch hier wieder steht die Musik an seiner Seite. Ist doch das Restaurant Chutz bekannt auch für seine Konzertveranstaltungen .
Bei vielen weitere Ausstellungen und Anlässen konnte er sein Wirken und sein Schaffen einem breiten Publikum zeigen. Speziell und sicher besonders erwähnenswert waren die Ausstellungen in den Privaträumen seiner Liegenschaft an der Heidenhubelstrasse. Diese Ausstellungen waren eine erste Hommage an Freunde und Bekannte die ihn als Künstler in al den Jahren seiner Schaffenszeit begleiteten.
Josef Schacher
Bei Ihm ist es beinahe umgekehrt. Durch sein langjähriges künstlerisches Schaffen kennt man
Ihn unter seinem Künstlernamen “Joschi“ und nicht unter seinem bürgerlichen Namen
Josef Schacher . Joschi wohnt an der Oberrüttenenstrasse 21 in Rüttenen. Dort ist auch sein
Atelier und die Geburtsstätte seiner Werke.
Joschi der Kunstschaffende. Was versteckt sich hinter diesem Namen? Joschi schafft es, in seiner
eigenen Art, Alteisen zum schmelzen zu bringen und mit Witz und Fantasie Skulpturen mit eigenen
Charakteren zu gestalten. Sein Lehrmeister ist das Leben und die Natur. Er ist ein begabter
Autodididakt.
Der Grundstock für sein Handwerk bietet ihm sein erlernter Beruf , Velo- und Motorradmechaniker .
Doch schon bereits nach seiner Lehrzeit beginnt er mit seinem künstlerischen Gestalten.
Am Anfang aber stand auch der Wunsch neues zu erfinden und zu kreieren im Raum. So war es nicht
verwunderlich, dass sein erstes Werk nicht eine Skulptur war. Nein es entstand 1979 das
kleinste, fahrtüchtige Motorrad der Welt. Dieses Motorrad bereiste die ganze Welt. In dieser
schöpferischen Phase kreierte er unter anderem Fahrräder die es noch gar nicht gibt.
Bereits seit Anfang seines Schaffens waren und sind seinem Einfallsreichtum keine Grenzen gesetzt
Er ist nicht nur ein Künstler, der gebrauchte, vergessene und weggeworfene Gegenstände
mit viel Liebe zum Detail zu neuem Leben erweckt. Seine Kunst findet auch im
alltäglichen Haushalt seinen Nutzungseffekt. Aber auch das designen von Möbel und Einrichtungsgegenständen fordert Joschi immer wieder heraus.
So bringen seine Werke ihn immer wieder in Kontakt mit den Menschen. Er kommuniziert , fasziniert und erhält Anerkennung. Die Menschen Staunen immer wieder. Obschon die Erstlingswerke noch kopflose Skulpturen waren, hatten sie durch ihre einfache Darstellung eine wirkungsvolle Ausstrahlung. Joschis Phantasie beflügelte ihn. Es entstanden Kreaturen mit menschlichen Charakteren
Dass sich das künstlerische Schaffen von Joschi nicht nur auf kleinere oder kleinste Werke beschränkt zeigen einige grosse in der Oeffentlichkeit bestens bekannten Projekte. So präsentiert sich im Kreisel am Güggelstutz in Solothurn ein riesiger Güggel der auf den vor langer Zeit an dieser Stelle gestandenen Güggelhof erinnert und im Franziskaner-Kreisel in Bellach verkörpert das aus Eisen geformte ,scheuende Pferd symbolisch das Wappen der Gemeinde Bellach. Für den Buswendekreisel
in Rüttenen hat der Künstler das „Schul-Bushaus“ kreiert. Das Dach hat die Form eines offenen
Buches und wird von vier Farbstiften gestützt. Die Innenansicht des Daches zeigt das Gästebuch
der Schulkinder von Rüttenen, in welchem ihre Unterschriften verewigt sind.
Wenn man weiter auf das Schaffen von Joschi in den vergangenen Jahre zurück blickt, findet man ein breit gefächertes Spektrum von Ausstellungen Veranstaltungen oder anderen Präsentationen Es würde zu weit führen sie alle einzeln aufzuführen .
Die Galerie Joschi ist das Haus der Skulpturen. Es beherbergt auch sin Atelier. Es sind alle eingeladen Joschi und seine Skulpturen dort zu besuche und sich in Staunen versetzen zu lassen.
Die Galerie Joschi ist aber auch ein Ort der Begegnung. Rund 30 Sitzplätze stehen für diverse Veranstaltungen oder Seminare zur Verfügung
Der Künstler bietet auch Schweisskurse, Firmen-Workshops und letzlich Galerieführungen an
Marcel Kofmel
Wie es sich für einen Künstler gehört, ist auch Marcel Kofmel in Künstler-Kreisen unter
Seinem Künstlernamen „Kofi „ bekannt. Er wohnt am Bündenweg 44 in Bellach. Ein Besuch
In seinem Atelier an der Bielstrasse 80 in Solothurn ist nach Anmeldung jederzeit möglich
Auch diesem Künstler liegt eine handwerkliche Ausbildung zu Grunde. Nach seiner Lehrzeit
Zum Heizungsmonteur verlagerte sich sei Wirkungskreis bedingt durch sein berufliches
Umfeld für rund 30 Jahre ins nahe aber auch ferne Ausland.
Wie bei den beiden anderen Künstlern interessiert sicher auch bei Kofi wie sein
Künstlerischer Werdegang aussieht.
In seinen Bildern, die jeweils in Zyklen entstanden sind und entstehen, setzt sich der Künstler
intensiv mit der Bewegung , der Farbe und der Struktur auseinander. Diese drei Elemente
versucht er immer wieder gegenseitig in ein Spannungsfeld zu versetzten und damit ein grosses Ganzes zu erzielen.
Von Anfang an hat sein Interesse den Vulkanen und somit der Veränderung und Erneuerung der Erdoberfläche gegolten. Sowohl der Mensch als auch die Erde befinden sich für ihn in einem stetigen Veränderungs-Prozess.
Auf die Frage wann er mit dem Malen angefangen habe¨, hat der Künstler die ganz einfache
Antwort, der Mensch kann von jeher früher malen als schreiben.
Bereits in seiner frühen Jugend hat ihn das Zeichnen und Malen fasziniert und nicht mehr losgelassen. Angefangen mit Bleistift, Farbstift und Bastell ging sein künstlerisches Schaffen
in die Aquarell- und Ölmalerei über. Sein ständiger Drang nach Neuem, wie neuen Techniken ,verlagerte seine künstlerische Schaffenskraft hin zu Arbeiten mit Spachtelmasse und der Acrylmalerei. Neuestens entstehen Werke in der Art der Wachsmalerei.
Bei bekannten Schweizer-, Deutschen- , Tschechischen- aber auch Amerikanischen Malern
erweitert er in Kursen sein kreatives Wissen.
Auch während seiner langen Auslandszeit, hat sein künstlerischer Wissensdurst nicht geruht. Er konnte sich bei Besuchen einheimischer Maler und Bildhauer immer wieder neue
Techniken und vor allem viel Erfahrungen aneignen
Dies ging teilweise soweit, dass er in Afrika zusammen mit einheimischen Künstlern Bilder gestalten konnten.
Nebst der Malerei hat der Künstler seine Eindrücke vor Ort immer wieder mit Fotos festgehalten um sie später als Teil seines künstlerischen Schaffens in die Bilder einfliessen zu lassen.
In vergangener Zeit konnte er sich an verschiedenen Orten in den Kantonen Zürich, Aargau und Solothurn einem breiten Publikum in Ausstellungen präsentieren.
Zum Schluss meiner kurzen Einführung in die Ausstellung die noch bis am Mittwoch,
25. März 2015 dauert und der Vorstellung der 3 Künstler wünsch ich euch allen viel Spass beim Rundgang und beim Betrachten der einzelnen Werke.
Ich darf euch alle nun zu einem Apèro einladen.
Georg Ingold, Subingen
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Peter Bichsel Vernissage
Ruth, Jürg, Nadia Lerch
17.10.2014
Meine Damen, meine Herren,
Freundinnen, Freunde
Die drei Ausstellenden haben mir zugesichert, dass ich nichts anderes zu tun hätte, als sie zu begrüssen. Ich heisse sie also herzlich willkommen zur Ausstellung von Ruth, Jürg und Nadja und habe damit meinen Auftrag erfüllt.
Immerhin noch ein paar Bemerkungen zu den Ausstellenden. Sie stellen hier gemeinsam aus, weil sie sich mögen, weil sie sich oft und immer wieder verstehen, weil sie sich schon länger kennen.
Aber nur die eine der dreien kennt die anderen beiden schon ihr ganzes Leben lang, und die anderen beiden kennen sich nicht ganz ihr ganzes Leben lang, sie kennen nur die eine so lange sie schon lebt.
Ich spreche von Kompliziertem, von Verwandtschaft, wobei wiederum genetisch nur die eine mit den anderen beiden verwandt ist, und die beiden nur mit der einen und so weiter.
Es gibt eine Frage, die mir immer wieder – etwa nach Lesungen - gestellt wird. Sie beginnt mit: „Haben sie Kinder?“ Und ich weiss bereits, was nach meinem Ja kommt, nämlich: „Schreiben die auch?“ Ich sage: „Sie kennen die Buchstaben, die haben sie aber nicht von mir gelernt, sondern so, wie ich auch, in der Schule. Selbstverständlich schreiben sie und lesen können sie auch.“
Im Übrigen – würden sie Bücher veröffentlichen, würde mich das freuen, und ich hätte nicht im geringsten den Eindruck, dass sie das Talent von mir hätten. Denn, wenn ich schreibe, empfinde ich kein Talent. Es ist mir nicht zugefallen, ich habe es mir angewöhnt und angeeignet. Und würden meine Kinder Bücher schreiben, sie hätten sich das auch selbst angeeignet.
Meine Frau Therese hatte ein Leben lang eine Wut auf die Firma Nestlé, oder eigentlich auf vier Firmen, die Alten unter ihnen erinnern sich vielleicht: „Nestlé, Peter, Cailler, Koller – Hopp Fip Fop.“ Der FipFop-Club war ein Kinderclub dieser Firmen und hatte auch eine Clubzeitung. Dieser hat die kleine, elfjährige Therese ein selbstgemachtes Gedicht eingeschickt und bekam es zurück mit der Bemerkung, dass sie nur Gedichte drucken würden, die ohne Mithilfe der Eltern geschrieben wären. Ihre Wut war berechtigt.
Die Sache mit Genetik und Talent macht es der Gesellschaft einfach mit der Kunst. Die kommt einfach so wie andere vererbbare Krankheiten auch, lässt sich entsprechend schwer heilen, und kommt halt dann immer wieder.
Der langen Rede kurzer Sinn: Die drei Ausstellenden, Ruth Lerch, Jürg Lerch, Nadia Lerch haben zwar denselben Nachnamen nicht durch Zufall, sondern durch Verwandtschaft. Sollten sie in einzelnen Werken Nähe feststellen, dann ist auch das kein Zufall. Aber alle drei haben ihre Werke, wie die elfjährige Theres, ohne Mithilfe der Eltern geschaffen, haben sich die Sucht, es tun zu müssen, selbst angeeignet. Das hätten sie auch ohne weiteres lassen können – schön, dass sie es nicht gelassen haben. Freuen sie sich darüber.
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Liebe Freundinnen und Freunde der Kunst
Lieber Roland
Liebe Gastgeber
Auf der Einladungskarte zu dieser Ausstellung steht neben meinem Namen die Bezeichnung „Kunsthistorikerin“. Um Sie gleich zu Beginn zu enttäuschen: Um Kunstgeschichte geht es bei mir heute nicht. Im Gegenteil. Um aber darüber sprechen zu können, warum es gerade nicht um Kunstgeschichte geht, werde ich hin und wieder auf die Kunstgeschichte zurückgreifen.
Sie sehen also: Einfach wird es nicht.
Die Kunstgeschichte versucht herauszufinden, warum manche Maler so und nicht anders gemalt haben. Warum sich manche Kunstströmungen so und nicht anders entwickelt haben. Wie das mit der Geschichte und der Gesellschaft zusammen hängt und warum sich so die Kunst zu dem entwickelt hat, was sie heute ist.
Das ist Wissenschaft, meine Damen und Herren. Und die hat oft wenig damit zu tun, wie Menschen wie Sie und ich – interessierte Betrachterinnen und Betrachter von Kunst – die Kunst tatsächlich wahrnehmen. Denn wenn wir den Weg auf uns nehmen und ins Näijerehuus nach Hersiwil fahren, wenn wir uns die Malerei, die Aquarelle und die Drucke von Roland Flück anschauen, dann darum, um uns über seine Werke zu freuen. Nicht nur über den Wein und die Gespräche, die uns noch erwarten. Sondern vor allem darüber, den neuen Arbeiten des Künstlers zu begegnen.
Wenn ich jeweils zu Roland ins Atelier komme, dann lasse ich gerne die Kunstgeschichte vor der Tür. Oder anders gesagt: Ich kann gar nicht anders. Denn all die wissenschaftlichen Theorien, die mir einst auf der Uni mitgegeben wurden, spielen für mich bei der Begegnung mit gelebter, lebendiger Kunst in erster Linie oft keine grosse Rolle. Was ich nämlich tue, ist: Ich schaue.
In dem hellen, hohen Raum seines Ateliers in der Schanzmühle, in dem Roland Flück seit 30 Jahren arbeitet, ist es stets das für einen leidenschaftlichen Maler typische Gebaren, das ins Zentrum meiner Aufmerksamkeit rückt. Ich bin jedes Mal aufs Neue fasziniert und gefesselt, wenn ich all die Farbtuben, verschiedenen Pinsel, fotografischen Vorlagen und Skizzen vorfinde. Wenn ich die bunten Gemälde in den unterschiedlichsten Formaten an den mit Farbe verschmierten Wänden hängen sehe – Gemälde, an denen Roland Flück gerne auch mal – mit Unterbrüchen natürlich – ein ganzes Jahr lang arbeitet. Und die er auch dann noch nicht als fertig bezeichnen möchte, wenn er sich dafür entscheidet, sie auszustellen: „Fertige Bilder sind öde“, ist Roland überzeugt, „dann ist ja die Spannung weg.“ Ein anderer Maler ist überzeugt: „Ein Bild ist fertig wenn ich weiss, dass ich nichts mehr daran tun kann.“ Das sagte kürzlich Gerhard Richter.
Wenn die Kunstgeschichte versuchen würde, nach allgemein anwendbaren Theorien zu suchen – wie das Wissenschaften eigen ist – dann würde sie bereits an diesen beiden unterschiedlichen Aussagen der eben zitierten Maler scheitern.
Nicht zu Unrecht wird der Kunstgeschichte manchmal vorgeworfen, die Grenzen der Zugehörigkeit zum Kunstsystem selbst zu ziehen. Wissenschaftlich anerkannt oder in der Szene gewürdigt wird häufig, was bestimmte Muster abholt. Was einem Kanon angehört, was in Theorien passt. Ich mag etwas ketzerisch klingen, doch auf keinen Fall möchte ich kulturpessimistisch sein. Worauf ich jedoch hinaus möchte: Kunstbetrachtung ist für Menschen wie Sie und mich unter anderem auch immer sehr subjektiv. Und genau darin liegt ihre Stärke.
Nun kann man sagen, dass jede Art von Kunst aus subjektiven Perspektiven heraus geschaffen wird. Doch während sich heute Künstlerinnen und Künstler, vor allem Malerinnen und Maler häufig in ihrer Kunst mit der kunstgeschichtlichen Vergangenheit auseinandersetzen, malt Roland im Hier und im Jetzt – und schafft damit sehr subjektive, stark im Zusammenhang mit seiner Person stehende Werke.
Es beginnt damit, dass er seine Motive in seiner unmittelbaren Umgebung sucht – und findet. Es sind die in besonderes Licht getauchten Aareufer bei Zuchwil, bunt blühende Gärten (sein Garten), Jurahöhen vor unserer Haustüre, die Maggia, Städte in Spanien oder Solothurner Altstadt-Ansichten, die allerlei Erinnerungen auch in uns Betrachtenden wecken. Besonders angetan war ich letzthin von einem Aareabschnitt, auf den starker Regen nieder prasselt. Warum, ist vermutlich naheliegend.
Roland malt, was er sieht, fühlt und empfindet. Kunstgeschichtlich betrachtet liegt das nahe an der Philosophie der Impressionisten: Landschaften anschauen, die Unmittelbarkeit einer Momentaufnahme erkennen, die Eindrücke des Lichts malerisch umsetzen. Doch anders als die Künstlerinnen und Künstler am Ende des 19. Jahrhunderts macht Roland Flück erst eine Fotografie seines Motivs. Und malt nicht „en plein air“ wie seine Vorfahren im Geiste. Im Atelier, wo er seine Ruhe hat, entsteht ein Bild nicht in einem Zug wie einst bei den Impressionisten. Seine Werke sind dann ihrem Ursprungsort bereits entrückt: Geographisch häufig nicht sehr weit, ideell hingegen liegt ihr Ausgangspunkt eben manchmal ein ganzes Jahr zurück. Durch den langen Bearbeitungsprozess entfernt sich das Motiv vom Original immer mehr. Es unterliegt dem subjektiven Übersetzungsprozess des Künstlers.
Was entsteht, sind Gemälde und Aquarelle, die für die konventionelle Malerei eine zu grelle Farbwahl aufweisen. Für die zu radikale Bildausschnitte und –kompsitionen gewählt wurden – so habe ich es in der Zeitung gelesen. Und das sind wieder meine Worte: Eine Malerei, die ganz in der Tradition einer Flück’schen Malerei liegen. Eine Flück’sche Malerei, die der Künstler fortführt, auslebt, immer neu sucht und stets bestätigt.
Roland Flück erzählt uns mit jedem seiner Werke eine Geschichte, die mit der kunstgeschichtlichen Nomenklatur nicht zu erzählen ist. Hier liegt die Schwierigkeit, Kunstgeschichte und real erlebtes Kunstempfinden zu vereinen. Nicht umsonst heisst es, dass sich die Kunstkritik in der Krise befinde. Denn über die Kunst etwas zu Schreiben, was Verbindlichkeit aufweist und für alle betrachtenden Subjekte gleichermassen verständlich ist, scheint mir nachwievor nur sehr schwer möglich.
Natürlich soll heute hier nicht gelten und Roland Flücks Kunst nicht als Beispiel dafür hinhalten, dass Kunstwissenschaft und die tatsächliche Rezeption von Kunst nicht zusammen passen würden. Einer meiner liebsten Positionen aus der Kunstgeschichte schafft gerade diese Verbindung auf sehr eingängige Weise: Es ist Walter Benjamins Essay „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“. Der deutsch-jüdische Philosoph verfasse es 1935 im Pariser Exil. Zwar ist seine zentrale Botschaft politisch: In seiner engagierten Schrift verweist er auf die Gefahr, dass mit der massenhaften Reproduktion von Bildern – unter anderem auch durch die Fotografie ermöglicht– Ideologien schneller verbreitet werden können. Nicht zuletzt habe auch die massenhafte Verbreitung von einschlägigem Propagandamaterial dem Faschismus an die Macht verholfen.
Er erklärt darin aber ebenso standhaft, dass die Fotografie zwar eine Art von Realität abbilden würde, niemals aber dieselbe „Ausstrahlung“ wie ein originales Kunstwerk aufweisen könne. Seine Erklärung ist einfach: Ein Kunstwerk ist immer aufgeladen mit dessen persönlicher bzw. dem Gegenstand, also dem Kunstwerk als Objekt eigenen Geschichte.
Natürlich ist das heutzutage überholt. Wir wissen, dass Fotografien ihre künstlerische Berechtigung haben – häufig ist es auch egal, wie oft eine Fotografie auf der Welt existiert: Ihre Quantität mindert in diesem Falle ihre Qualität nicht. Und trotzdem scheint Benjamins Aufsatz top modern: Wie viele Bilder passieren täglich die digitalen Medien, werden geschossen und sind morgen wieder vergessen? Bilden gerade in solchen Zeiten nicht einem langwierigen Entstehungsprozess unterliegende Gemälde eine erfrischend entschleunigte Kontraposition?
Kunstwerke wie Gemälde oder Aquarelle und ihre jeweilige Einzigartigkeit bestehen im Hier und Jetzt, und zwar nur einmal. Walter Benjamin schreibt (ich zitiere):
„An diesem einmaligen Dasein aber und an nichts sonst vollzog sich die Geschichte, der (das Kunstwerk) im Laufe seines Bestehens unterworfen gewesen ist. Dahin rechnen sowohl die Veränderungen, die es im Laufe der Zeit in seiner physischen Struktur erlitten hat, wie die wechselnden Besitzverhältnisse, in die es eingetreten sein mag. (...) Das Hier und Jetzt des Originals macht den Begriff seiner Echtheit aus.“
Benjamins 80 Jahre alte Kunsttheorie hat auch noch heute nichts an Gültigkeit und Bedeutung eingebüsst. Sie zeigt uns, dass Kunstwerke dadurch ihre Faszination erhalten, da sie mit subjektiver Geschichte aufgeladen sind. Beidseitig: Hier mit jener eines Roland Flück genauso wie mit Ihrer, liebe Besucherinnen und Besucher, wenn Sie seine Werke anschauen.
In diesem Sinne: Prost und einen schönen Abend. Danke.
Maria Behmer, Kunsthistorikerin und Journalistin
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Lieber Franz,
sehr geehrte Damen und Herren
Franz-Josef Bobst ist ein Kunstschaffender aus nächster Nähe des Näijerehuuses, den es trotz seines hohen Alters und auch nach Jahrzehnten von Kunstschaffen immer noch zu entdecken gibt. Mir auf jeden Fall geht es so, dass ich ihn, je mehr ich von ihm sehe und weiss, immer wieder neu sehe.
In seinem Lebenslauf steht:
Geboren 5. 7. 1933
Primarschule in Horriwil, Sekundarschule in Hellbühl / LU,
Berufsschule in Solothurn, Ausbildung zum Meister in der Industrie.
Und es steht auch noch, 1983/84 Arbeit im Atelier von Rudolf Butz, Solothurn.
Es steht nichts von Kunstgewerbeschule, nichts von Schule für Gestaltung oder Kunstakademie, keine Kunsthochschule auch keine Hochschule für Kunst & Gestaltung – oder wie diese Institutionen heute auch heissen mögen. Franz-Josef Bobst ist ein Autodikt, wie er autodidaktischer nicht sein könnte – und er ist auch ohne akademische Lorbeeren ein Künstler und vor allem ein Kunstgetriebener. Getrieben von Kunst, das meint er wohl wenn er sagt, ich musste das einfach machen, ich weiss auch nicht weshalb.
Er gehört nicht zur Spezies der Dekorationsgestalter und Landschaftsaquarellisten, die es landauf landab zuhauf gibt
Und die mit ihrem inflationären Kunstdrang zunehmend das Verständnis für Kunst macdonaldisieren – überall günstig und immer gleich zu haben.
Seine Skulpturen und seine Bilder entstehen aus einer intensiven und tiefen Auseinandersetzung mit Personen, Dingen oder mit Geschehnissen. Seine Skulpturen tragen Namen, nicht zufällige, sie sind Thema, bevor er zu Eisen und Schweissapparat greift. Wenn er beginnt, weiss er, was er machen will, das Projekt ist ausgereift, vor ihm liegen Skizzen. Manchmal hat er aber Angst, dass die Betrachter nicht verstehen, was er meint.
Vor dem Näijerehuus steht die Skulptur Diktatoren und Trabanten. Franz zweifelt, ob das verstanden wird, ob man denn bei uns heute noch wisse, was Diktatoren und Trabanten seien? Auf meinen Vorschlag, die Figur einfach in Blocher umzubenennen, wollte er aber nicht eingehen.
Kunst, das ist nicht einfach. Das höre ich oft von ihm, dass sein Arbeiten nicht einfach ist. Es ist nicht einfach, eine Figur zu machen, die stimmt, sagt er, ebenso ist es nicht einfach ein Bild zu malen, das stimmt. Seine Figuren und Bilder sind abstrakt – er wolle nicht nach der Natur arbeiten, das könne man ja fotografieren – sagt er. Und trotz dieser Aussage, Franz geht immer vom Bild aus, bzw. von den Bildern, die er sieht.
Beispiel: Ich war mit Franz vor zwei, drei Wochen im Näijerehuus. Zuhause habe ich ihn abgeholt und wieder zurückgebracht. Im Auto sagte er plötzlich: Schau mal dieses Baugerüst, das ist doch auch Kunst. Oder er erzählt, wie er im Lager der Glutz AG jeweils die fein säuberlich verpackten Teile betrachtet hat und fasziniert von deren Anordnung und der daraus entstehenden Linien war.
Er setzt solche und andere Bilder um. Das Bild ist nun mal zweidimensional und so bleiben denn auch seine Figuren oft in der Zweidimensionalität, sind quasi mit Eisen gezeichnete Bilder. Es gibt sie aber schon auch, diese in den Raum greifenden, die dritte Dimension nutzende Skulpturen, aber sie sind selten.
Wenn er über seine Plastiken redet, wenn er sie einem zeigt, dann lernt man auch den Schalk kennen, der in ihnen steckt. Beispiel Einstein – oder ist es ein Stein? (Beim Gartenausgang links). Da, schau mal, da ist ein Stein, eben Einstein. Ob die Leute das wohl sehen, merken, verstehen? Und selber weiss ich bis heute nicht, ob es nun Einstein oder ein Stein ist!
Was ich mache, findest du sonst nirgends. Das ist einmalig. Das ist auch so ein Satz, den er immer wieder sagt. Damit will er nicht angeben, sich nicht als Genie darstellen, das ist ihm in seiner Bescheidenheit fremd. Aber Authentizität, das ist ihm wichtig. Auch wenn er, wie er freimütig erzählt, auf seinem autodidaktischen Weg immer wieder versucht hat berühmte Künstler nachzumachen – zum Beispiel malen wie Klee – war das nicht plagiatorisch gemeint, er konnte nur so lernen.
Entstanden ist durch dieses Lernen eine eigenständige Kunstsprache, eine eigenständige künstlerische Auseinandersetzung mit seiner Welt und Umwelt.
Trotz seiner langen Zeit als Kunstschaffender, seiner Kontakte zu Kunstschaffenden, seinem intensiven Arbeiten, Franz stand nie im Rampenlicht des Kunstbetriebes. Er sei immer ein schlechter Verkäufer gewesen, sagt er, und man sieht das auch in seinem Garten, da stehen seine Arbeiten fast dicht an dicht und in seinem Atelier stapeln sich die Bilder.
Meine erste Skulptur von Franz, eine kleine, rote „Dorfmusik“ – der Titel stammt von mir – habe ich hier im Näijerehuus an einer dieser Ausstellungen, an denen man für die Werke bieten kann, ersteigert. Ich hatte einen Konkurrenten und gemeinsam haben wir den Preis in die Höhe getrieben. Ich glaube, am Schluss habe ich auch wegen dem Leuchten in Franz’s Augen weitergeboten. Und ich weiss, der Schlusspreis war weit davon entfernt, dass das Leuchten daher rührte, es war die Freude an der Anerkennung seiner Arbeit, die wir zwei Bieter ihm zeigten.
Franz Bobsts Biographie ist bei weitem nicht so knapp, wie einleitend gesagt. Sie ist reich und spannend und ungewöhnlich, sie ist voller Überraschungen. Wenn er erzählt, glaubt man sich in einer andern Zeit, kann sich das kaum vorstellen. Sie ist so dicht, dass sie heute hier nicht ausgebreitet werden kann. Es wäre nicht nur schön, sondern sicher auch spannend, wenn es im Näijerehuus eine Möglichkeit geben würde, Werk und Biographie dieses ausserordentlichen Wasserämter Kulturschaffenden bald als Gesamtschau zu zeigen. Er hätte das verdient. Es muss ja nicht sein, dass ausserordentliches Schaffen immer erst dann erkannt wird, wenn es für den Schaffenden zu spät ist.
Danke für Ihre Aufmerksamkeit.
Albert Arnold
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